Jahresbericht 2021

Balázs Mikusi

Thursday, April 21, 2022

Der Jahresbericht für 2020 wurde von der RISM Zentralredaktion nun veröffentlicht. Sie können den gesamten Bericht auf der RISM Webseite lesen. Hier sind einige Besonderheiten daraus:

Das Jahr 2021 war noch immer von der COVID-Pandemie überschattet, und die verschiedenen sozialen Beschränkungen behinderten zwangsläufig auch die RISM-Mitarbeiter am Zugang zu Quellenmaterial in aller Welt. Die meisten Arbeitsgruppen fanden dennoch Wege, neue Datensätze hinzuzufügen, und der Gesamtanstieg der Quellenbeschreibungen in der RISM-Datenbank übertraf schließlich unsere Pläne und belief sich auf über 112.000 neue Datensätze.

Dank dieser Ergänzungen bestand der gesamte Datenbestand im Online-Katalog im Oktober 2021 aus 1.555.811 Datensätzen. Darin enthalten sind die Normdateien, die 142.142 Datensätze für Personennamen sowie 31.938 für Institutionen enthalten (in der letztgenannten Kategorie konnten wir in diesem Jahr eine erhebliche Anzahl von Einträgen löschen, die aus Importprojekten stammten und für den RISM-Kerndatensatz nicht relevant waren). Für Beschreibungen musikalischer Quellen verbleiben insgesamt 1.344.257 Einträge, die sich weiter in 1.150.267 Einträge für Musikhandschriften und 192.564 für Notendrucke differenzieren lassen (die Abweichung zum Vorjahr ist auf eine neue Zählmethode zurückzuführen, die sich ausschließlich auf die Hauptquellenarten konzentriert). Die Zahl der Links zu digitalen Objekten ist inzwischen auf über 85.920 angestiegen, was wiederum einen beachtlichen Zuwachs von fast 29.000 bedeutet.

Diese bedeutenden Erweiterungen des Datenbestandes sind unerlässlich, damit RISM ein unentbehrliches Werkzeug sowohl für Forscher als auch für ausführende Musiker bleibt und seine Position als „erste Anlaufstelle“ für Wissenschaftler auf der Suche nach historischen Musikquellen in der ganzen Welt stärkt. In der Tat spiegelt sich das ungebrochene Interesse auch in der immer intensiveren Nutzung unseres Katalogs wider: Im Durchschnitt wurde der RISM-Katalog der Musikquellen von etwa 10.500 Personen pro Monat bei 28.430 Besuchen besucht (jährlich: 126.000 Personen mit 341.200 Besuchen und 16,2 Millionen Seitenaufrufen).

Neben den laufenden Beiträgen der internationalen Arbeitsgruppen (von denen die deutschen und polnischen Arbeitsgruppen auch 2021 am aktivsten waren) bemüht sich die Zentralredaktion seit mehreren Jahren darum, den Datenbestand von RISM durch den Import von Datensätzen aus wichtigen nationalen Sammlungen zu erweitern. Ein entscheidender Schritt in diesem Prozess war 2021 die Veröffentlichung von über 60.000 Datensätzen aus dem Istituto Centrale per il Catalogo unico delle Biblioteche Italiane (ICCU), wodurch sich die Repräsentation italienischer Quellen in der Datenbank erheblich verbesserte. Während in den kommenden Jahren sukzessive weitere Datensätze aus dem ICCU publiziert werden, kann sich die Zentralredaktion nun auf sein nächstes großes Importprojekt konzentrieren, das die historischen Musikhandschriftenbestände der Österreichischen Nationalbibliothek zum Ziel hat.

Solche Importe sind in der Regel mit erheblichem redaktionellem Aufwand verbunden, werden aber von der Zentralredaktion als wesentlicher Bestandteil einer Strategie gesehen, die darauf abzielt, nicht nur den Umfang, sondern auch das Forschungspotential der RISM-Datenbank insgesamt zu erhöhen. Die Zusammenführung von Quellen aus verschiedenen Ländern bietet nicht nur reichere Recherchemöglichkeiten für Forscher und Musiker, sondern kann zugleich auf besondere Beziehungen zwischen verschiedenen Regionen aufmerksam machen und damit die Rekonstruktion historischer kultureller Netzwerke fördern. Diese reichen in der Tat weit über die Grenzen Europas hinaus: Die von der Arbeitsgruppe in Südkorea erstellten Datensätze oder der bevorstehende Import von Quellenbeschreibungen aus Mexiko (ebenfalls für 2022 geplant) verdeutlichen das enorme wissenschaftliche Potenzial, das im weiteren Ausbau des internationalen Netzwerks steckt.

Während die weltweite Pandemie die gesamte RISM-Gemeinschaft vor vielfältige Herausforderungen stellte, erwies sich das zunehmende Interesse an Online-Kommunikationskanälen auch als Quelle der Inspiration. Um eine direktere Interaktion mit den RISM-Katalogisierern zu gewährleisten, haben wir begonnen, virtuelle „Muscat Coffee Hours“ nach wichtigen neuen Versionen unserer Katalogisierungssoftware anzubieten. Die traditionellen „Live“-Muscat-Workshops, die in der Regel auf großen Konferenzen stattfinden, mussten ebenfalls „virtualisiert“ werden, was eine Anpassung der Methodik und des Lehrmaterials an die Grenzen (aber auch die neuen Möglichkeiten) des anderen Mediums erforderlich machte. Da es mit den Online-Workshops gelungen ist, Personen zu erreichen, die Schwierigkeiten hatten, an den traditionellen Workshops teilzunehmen (z. B. aufgrund der geografischen Entfernung oder einfach wegen fehlender Reisekosten), planen wir, diese Alternative auch langfristig anzubieten, selbst wenn die internationalen Reisen wieder das frühere Ausmaß annehmen.

Neben den aktiven Mitwirkenden sucht RISM aber auch den ständigen Kontakt zu einem größeren Kreis von Nutzern. Die Zentralredaktion ist auf Facebook und Twitter mit mehr als 4.131 Fans bzw. über 2.768 Followern aktiv. Seit Ende 2020 ermöglicht auch eine neue Website (in Zusammenarbeit mit dem RISM Digital Center in Bern) den Austausch von Informationen vor allem über die Aktivitäten der verschiedenen RISM-Arbeitsgruppen, aber auch über die Musikquellenforschung im Allgemeinen.

Schließlich wurde eine besondere Gruppe von Wissenschaftlern, Bibliothekaren und Musikliebhabern durch eine neue Initiative angesprochen, die Reihe der „RISM Lectures“. Die virtuelle Eröffnungsveranstaltung fand am 28. Januar 2021 statt und präsentierte einem mehr als 270-köpfigen Publikum die neuen Quellenbeschreibungen des Fondo Cappella Sistina mit Vorträgen von Thomas Schmidt (University of Huddersfield) und Richard Sherr (Smith College). Der zweite Vortrag mit dem ehemaligen RISM-Präsidenten Christoph Wolff (Harvard University) fand am 26. Mai statt und befasste sich mit der Bach-Sammlung der Staatsbibliothek zu Berlin. Aufzeichnungen beider Vorträge sowie der anschließenden Diskussion sind auch auf dem YouTube-Kanal von RISM verfügbar.

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Kategorie: Neuerscheinungen


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