REPERTOIRE INTERNATIONAL DES SOURCES MUSICALES (RISM)

Zentralredaktion Frankfurt

Jahresbericht 2021

Träger: Internationales Quellenlexikon der Musik e.V., Frankfurt am Main.

Ehrenpräsidenten: Dr. Harald Heckmann, Ruppertshain; Prof. Dr. Dr. h.c. Christoph Wolff, Cambridge/Freiburg; Präsident: Prof. Dr. Klaus Pietschmann, Mainz; Vizepräsidentin: Prof. Dr. Andrea Lindmayr-Brandl, Salzburg; Sekretär: PD Dr. Laurent Pugin, Bern; Schatzmeister: Jane Gottlieb, New York; kooptierte Vorstandsmitglieder: Prof. Dr. Ulrich Konrad, Würzburg; Prof. Dr. John H. Roberts, Berkeley. Commission Mixte bestehend aus Delegierten von der International Association of Music Libraries, Archives and Documentation Centres und der International Musicological Society: Mathias Auclair (IAML); Prof. Dr. Egberto Bermúdez Cujar (IMS); Richard Chesser (IAML); Prof. Dr. Dinko Fabris (IMS); Prof. Dr. Markus Grassl (IMS); Prof. Dr. Beatriz Magalhães Castro (IAML); Prof. Dr. Thomas Schmidt (IMS); Prof. Dr. Barbara Wiermann (IAML); Prof. Dr. Christiane Wiesenfeldt (IMS), Sonia Wronkowska (IAML). Leiter der Zentralredaktion: Dr. Balázs Mikusi.

Projektleiter: Prof. Dr. Klaus Pietschmann, Mainz.

Anschrift: RISM Zentralredaktion, Johann Wolfgang Goethe-Universität, Campus Bockenheim, Senckenberganlage 31–33, 60325 Frankfurt am Main, Tel.: 069/706231, Fax: 069/706026; E-Mail: contact@rism.info; Internet: https://rism.info.

Verlage: für Serie A/I, für die Bände VIII,1 und 2 der Serie B, sowie für Serie C: Bärenreiter-Verlag, Kassel; für Serie A/II, Internetdatenbank: EBSCO Publishing, Inc., Birmingham, USA; für Serie B (ohne Bände VIII,1 und 2): G. Henle Verlag, München.

Hosting: Bayerische Staatsbibliothek, München; Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz (Datenbanken); RISM Digital Center, Bern (Website).

Hauptamtliche Mitarbeiter:innen: Martin Bierwisch M.A. (50%, Projektstelle seit Oktober), Dr. Martina Falletta (75%), Stephan Hirsch M.A., Kristina Krämer M.A. (50%, Projektstelle seit Oktober), Guido Kraus M.A., Alexander Marxen (75%), Dr. Balázs Mikusi, Jennifer Ward MA, MA, MSLIS. Die Arbeit wurde unterstützt durch mehrere Praktikant:innen, wie auch Martin Bierwisch, Kristina Krämer (beide bis September) und Hendrik Pflaumbaum als studentische Mitarbeiter:innen.

Das Internationale Quellenlexikon der Musik (Répertoire International des Sources Musicales – RISM) mit der Zentralredaktion in Frankfurt steht unter dem Patronat der International Association of Music Libraries, Archives and Documentation Centres (IAML) und der International Musicological Society (IMS) und hat die Aufgabe, weltweit die gedruckte und handschriftliche Überlieferung der Musik zu dokumentieren. Nach dem ursprünglichen Konzept wurden in einer Serie A/I zwischen 1600 und 1800 erschienene Einzeldrucke, und in einer Serie A/II die Musikhandschriften nach 1600 mit einer ausführlichen Beschreibung inklusive der Fundorte nachgewiesen. Die Serie B war von Anfang an für Spezialrepertorien vorgesehen wie z. B. Sammeldrucke des 16. bis 18. Jahrhunderts, das deutsche Kirchenlied, musiktheoretische Quellen in lateinischer, griechischer, arabischer, hebräischer und persischer Sprache usw. Die Serien A/I und A/II werden bis heute laufend angereicht, wobei die Katalogisierer:innen der internationalen RISM-Community sich nicht mehr strikt an die ursprünglichen chronologischen Grenzen halten müssen. Die Serie B wird heute nur noch sporadisch (bei Einreichung von vollständigen Katalogmanuskripten) weitergeführt, und das eigentliche Quellenlexikon wird seit langem durch eine Serie C, das „Directory of Music Research Libraries“, ergänzt.

Serie A/I: Zuerst veröffentlicht in 9 Bänden und 4 Supplementbänden mit einem Registerband. Eine CD-ROM zur Serie A/I, die alle Einträge der 9 Bände und die eingearbeiteten Supplemente enthielt, war im Dezember 2011 erschienen. Die Daten der CDROM wurden in das Erfassungssystem Muscat (s. u.) geladen, und stehen seit 2015 im RISM Online-Katalog kostenfrei zur Verfügung. Einige Arbeitsgruppen bringen regelmäßig Korrekturen und Ergänzungen an, wozu auch insbesondere das Hinzufügen von Fundorten, Signaturen und Links zu digitalen Reproduktionen gehört. Damit verändern sich die online zugänglichen Daten gegenüber der früheren Buchpublikation zunehmend. Dank eines gemeinsamen Projekts mit der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek, Dresden (SLUB) stehen den Katalogisierer:innen seit 2018 neue Templates zur Verfügung, die eine ausführlichere Erfassung der Drucke ermöglichen.

Serie B: Im Rahmen dieser Reihe sind bisher 33 Bände erschienen; zuletzt RISM B/XVII: Die Triosonate. Catalogue raisonné der gedruckten Quellen, hrsg. von Ludwig Finscher, Laurenz Lütteken und Inga Mai Groote, München 2016. Der nächste Band, enthaltend einen „catalogue descriptif“ von französischen Quellen zur Gregorianik, wird 2022 erscheinen. Überarbeitete Einträge aus B/I (Musikdrucke zwischen 1500 und 1550 betreffend) wurden schon 2015 in den RISM Online-Katalog aufgenommen. Weitere B/I-Daten (Sammeldrucke bis 1700) konnten mit Drittmittelförderung in revidierter Form auch dieses Jahr eingearbeitet werden.

Serie C: Bisher erschienen fünf Bände, davon wurden II und III,1 in Zusammenarbeit mit dem Publications Committee der IAML auch in revidierter Ausgabe veröffentlicht. Darüber hinaus hat die RISM-Zentralredaktion einen Sonderband „RISM Bibliothekssigel-Gesamtverzeichnis“ publiziert, der inzwischen aktualisiert und mit Kontaktdaten wie Postadresse, Link zur Website und E-Mail-Adresse ergänzt auch über die RISM Website als Datenbank zur Suche angeboten wird. Als Nachfolgerin der Projektgruppe Access to Music Archives (AMA) hat die IAML 2019 eine Projektgruppe zur Revision der Serie C eingerichtet. In der dreijährigen Laufzeit sollen die Funktionen des RISM-Katalogisierungsprogramms in enger Zusammenarbeit mit der Zentralredaktion optimiert und synchronisiert werden, um die Ausrichtung von Muscat an den jüngsten Initiativen und Modellen bibliographischer Datenerfassung zu erreichen.

Serie A/II: In dieser Serie werden Handschriften mit mehrstimmiger Musik, die nach 1600 entstanden sind, erfasst und erschlossen. Sie bildet den umfangreichsten Komplex des gesamten RISM und gegenwärtig den Schwerpunkt seiner Arbeit: in mehr als 35 Ländern katalogisieren Arbeitsgruppen Musikhandschriften vor Ort in den Bibliotheken und Archiven. Die Ländergruppen erstellen ihre Beschreibungen mit dem Computer und benutzen in der Mehrzahl das speziell für diesen Zweck entwickelte Erfassungsprogramm Muscat, das kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Da die Informationen über das Internet direkt auf dem Server des RISM registriert werden, vereinfacht diese Arbeitsweise die redaktionelle Betreuung und ermöglicht dadurch den Import von weiteren externen Datensätzen.

Seit Beginn des Projekts wurden ca. 1.350.000 Titelaufnahmen in die RISM Zentralredaktion nach Frankfurt gemeldet. Im Berichtsjahr hat zwar die COVID-19-Pandemie den Output der Arbeitsgruppen weiterhin beeinträchtigt, doch haben folgende Gruppen neue Titelaufnahmen mit Muscat erfasst: Andorra: 847 Titel; Argentinien: 509 Titel; Belgien: 435 Titel; Brasilien: 2 Titel; China (Hongkong): 12 Titel; Deutschland: 20.451 Titel; Ecuador: 70 Titel; Estland: 2 Titel; Frankreich: 1 Titel; Italien: 525 Titel; Kanada: 894 Titel; Kroatien: 13 Titel; Litauen: 7 Titel; Mexiko: 67 Titel; Österreich: 857 Titel; Polen: 13.676 Titel; Russland: 1.021 Titel; Schweiz: 1.369 Titel; Slowakei: 1.020 Titel; Slowenien: 8 Titel; Spanien: 310 Titel; Südkorea: 424 Titel; Tschechien: 2.324 Titel; Ukraine: 38 Titel; USA: 1.168 Titel; Vereinigtes Königreich und Irland: 649 Titel. Die Zentralredaktion hat (teilweise im Rahmen von Workshops) insgesamt 3.385 Titel eingegeben.

Viele Arbeitsgruppen revidieren auch ältere Titel jeder Art. Darüber hinaus gehen in der Zentralredaktion immer wieder Ergänzungen, Hinweise auf Fehler oder Komponistenzuschreibungen von Benutzern ein, die nach Absprache mit den zuständigen Arbeitsgruppen eingearbeitet werden. Von einigen Bibliotheken erhält die Zentralredaktion auch Listen mit Links zu Digitalisaten, die nach einer Sichtung meist automatisch in die Datensätze kopiert werden können. Diese Entwicklungen tragen wesentlich dazu bei, dass die Datenbank von RISM nicht nur für die Musikwissenschaft, sondern zunehmend auch für ausübende Musiker:innen, die ihr Repertoire zu erweitern suchen, an Attraktivität gewinnt. RISM sieht es als eine wichtige Mission an, musikalische Quellen nicht nur zu dokumentieren, sondern ihre Vermittlung an ein größeres Publikum zu unterstützen. Dabei erfordert die laufende Verbesserung und Erweiterung der Datenbank sorgfältige und anhaltende Betreuung, ohne die RISM seine zentrale Position in der musikalischen Quellenforschung längerfristig kaum beibehalten könnte.

Besonders großen Aufwand seitens der Zentralredaktion erfordern Projekte, die den Import von Datensätzen aus externen Datenbanken betreffen. Etwa 55.000 Datensätze zu Musikhandschriften aus dem Vereinigten Königreich und Irland sind schon 2011 in die Datenbank von RISM übertragen worden und seitdem in unserem Online-Katalog recherchierbar. Dank ähnlicher Projekte wurden in den letzten Jahren in unseren Katalog fast 20.000 Datensätze aus der Bibliothèque Nationale de France in Paris und mehr als 27.000 Einträge aus der Datenbank von RISM Schweiz übertragen. Der wesentlich kleinere Import, der knapp 3.000 Datensätze überwiegend zu Musikhandschriften aus dem Fondo Cappella Sistina der Biblioteca Apostolica Vaticana betraf, erregte über die Fachgrenzen hinaus besonders großes Aufsehen.

Eine noch ambitioniertere Kooperation – und bis dato das umfangreichste RISM-Importprojekt überhaupt – erbrachte in diesem Jahr erste größere Früchte. Die redaktionelle Bearbeitung der aus dem Katalog vom Istituto Centrale per il Catalogo unico delle Biblioteche Italiane (ICCU) übernommenen Titel erwies sich als besonders aufwändig, und 2019 konnten wir von den mehr als 200.000 Datensätzen nur einige kleinere Bestände der größeren Öffentlichkeit zugänglich machen. Im August 2021 wurden nun über 60.000 ICCU-Datensätze im RISM-OPAC veröffentlicht, ein wichtiger Schritt zur vollständigeren Darstellung des besonders wichtigen italienischen Repertoires in RISM. Trotz des großen Aufwands wird die Reihe der Importprojekte auch nächstes Jahr fortgesetzt, um insbesondere die Zahl der (in der Datenbank verhältnismäßig unterrepräsentierten) österreichischen Quellenbeschreibungen zu erhöhen. Die Übernahme von Datensätzen aus dem Katalog der Österreichischen Nationalbibliothek wird die historisch bedingte geographische Unausgewogenheit der Datenbank weiter ausgleichen, und dadurch auch die Nutzbarkeit der schon vorhandenen Quellenbeschreibungen erheblich verbessern. Die Zusammenführung von Quellen aus verschiedenen Ländern in der RISM Datenbank bietet nämlich nicht nur bessere Suchmöglichkeiten für Forschende wie auch Ausübende an, sondern verdeutlicht zugleich die Beziehungen zwischen verschiedenen Regionen und ermöglicht die Rekonstruktion von historischen kulturellen Netzwerken. Diese reichen weit über Europa hinaus: Die Katalogisate der Arbeitsgruppen in Südkorea und China oder der anstehende Import von Quellenbeschreibungen aus Mexiko repräsentieren exemplarisch das enorme wissenschaftliche Potenzial der Erweiterung des internationalen Netzwerks.

Nachdem die Daten zur Serie A/II in den 1980er-Jahren als Microfiche und ab 1994 jährlich als CD-ROM veröffentlicht wurden, stehen sie seit 2010 in einem Online-Katalog kostenlos im Internet zur Verfügung. Die Entwicklung der Suchsoftware wurde durch eine Zusammenarbeit des RISM mit der Bayerischen Staatsbibliothek, München und der Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, möglich. Inzwischen ist der Katalog, dem die proprietäre Software TouchPoint zugrunde liegt, in mehreren Schritten dank der Förderung im Rahmen des Programms FID (Fachinformationsdienst) der Deutschen Forschungsgemeinschaft weiterentwickelt worden.

Derzeit (Oktober 2021) umfasst der gesamte Datenbestand im OPAC 1.555.811 Titel. Darin sind unter anderem der Normdatenbestand von 142.142 Titeln aus der Personennormdatei sowie 31.938 Daten aus der Körperschaftendatei enthalten (aus letzterer Kategorie konnte dieses Jahr ein erheblicher Anteil aus Datenimporten stammender, für RISM aber nicht relevanter Einträge entfernt werden). Es verbleiben 1.344.257 Titel mit Quellennachweisen, bestehend aus 1.150.267 Titeln mit Handschriftenbeschreibungen und 192.564 Musikdrucke, wie auch 531 Libretti und 182 theoretische Werke (die Abweichungen zum Vorjahr bei der Anzahl von Drucken und Libretti ist durch die neue, die Quellenlage präziser abbildende Zählweise begründet, bei der nicht mehr Materialeinträge, sondern ausschließlich Quellentypen berücksichtigt werden).

Da die meisten Besucher der OPAC-Seite vorrangig nach Musikhandschriften suchen, ist der bedeutende Zuwachs gerade in dieser Kategorie – im Vergleich zum Vorjahr mehr als 112.000 neue Quellenbeschreibungen – von besonderer Bedeutung. Inzwischen konnten auch die beliebten Links zu Digitalisaten auf 85.920 erweitert werden – wiederum ein bemerkenswerter Zuwachs um fast 29.000. Diese Anreicherungen des Gesamtdatenpools tragen erheblich dazu bei, dass RISM ein unverzichtbares Instrument für Musikwissenschaftler:innen wie auch ausübende Musiker:innen bleibt, und seine unstrittige Position als „first stop“ für alle, die weltweit historische Musikquellen suchen, weiter ausbauen kann. Dieser prominente Status spiegelt sich auch in der regen Nutzung des Online-Katalogs wider: der RISM-OPAC wurde im Monat durchschnittlich von 10.500 Personen bei 28.430 Besuchen genutzt, das sind im Jahr 126.000 Personen bei 341.200 Besuchen mit insgesamt 16.2 Millionen Seitenzugriffen. Darüber hinaus werden unsere Daten von vielen Nutzer:innen durch EBSCO Publishing Inc. benutzt, wo die RISM-Datenbank im Bündel mit den Partnerprojekten RILM und RIPM für vernetzte Suchen angeboten wird (siehe http://www.r-musicprojects.org).

Seit 2013 werden die Daten des Online-Katalogs als Open Data und seit 2014 als Linked Open Data angeboten. Dieses Angebot richtet sich an Bibliotheken, die ihre Titel in den eigenen lokalen Online-Katalog übertragen wollen, oder an musikwissenschaftliche und datentechnische Projekte, die einen Quellenkatalog zu bestimmten Themen als Basis für weitere Forschung nutzen möchten. Um die Belieferung mit den Daten zu vereinfachen, hat die Zentralredaktion verschiedene Tools entwickelt, so z.B. eine SRU-Schnittstelle, die von den verschiedenen Partnerinstitutionen des RISM auch intensiv genutzt wird. Über die Seite des Online-Katalogs kann man den gesamten Datenbestand (Datensätze und entsprechende Normdaten) oder auch einen Teilbestand im MARCXML- oder RDF-Format herunterladen. Dabei werden vor allem die Daten zu den Musikincipits und Instrumenten als Forschungsbasis genutzt. Ende 2019 wurden die Daten in re3data aufgenommen, ein globales Register, das Forschungsdaten-Repositorien aus verschiedenen akademischen Disziplinen umfasst. Auch in EROMM (European Register of Microform and Digital Masters) wurden Daten zu Digitalisaten aufgenommen. RISM hofft dabei darauf, dass die Nutzer dieser Angebote eventuelle Korrekturen und Ergänzungen der Zentralredaktion melden und auf diese Weise zur Vertiefung der Datenqualität beitragen.

Obwohl die meisten Benutzer RISM durch den Online-Katalog kennen, spielt hinter den Kulissen die Erfassungssoftware Muscat, die seit ihrer Einführung Ende 2016 zur vollsten Zufriedenheit des Katalogisierungsteams läuft, eine ebenso wichtige Rolle. Muscat beruht auf einem open source Programm und ist auch auf die Bedürfnisse anderer Projekte anpassbar, so dass damit die Wiederverwendung der RISM-Daten für wissenschaftliche Zwecke erheblich erleichtert wird. Selbstverständlich wird es stets weiterentwickelt: Derzeit steht die Version 7.1.3 zur Verfügung. Die Entwicklung erfolgt in Zusammenarbeit zwischen der RISM Zentralredaktion und der Schweizer Arbeitsgruppe, die im Januar 2021 in RISM Digital Center umbenannt wurde, und nun als der wichtigste Partner der Zentralredaktion auf internationaler Ebene gilt. Diese intensive Kooperation hilft uns dabei, eine fundamentale Priorität der Zentralredaktion – die technisch und fachlich optimale Unterstützung der Arbeitsgruppen rund um die Welt – auch in den kommenden Jahren garantieren zu können.

Die Beziehungen zu den Nutzer:innen von Muscat werden ständig intensiviert. Inspiriert von den coronabedingt zahlreichen Online-Meetings veranstalten wir seit diesem Jahr u.a. virtuelle „Muscat Coffee Hours“, die in der Regel nach einem größeren Softwarerelease stattfinden und neben einer Vorstellung der neuesten Features auch die Möglichkeit zur freien Diskussion zwischen Entwickler:innen und Nutzer:innen eröffnen. Als Zentrum eines umfassenden internationalen Netzwerks sieht die RISM Zentralredaktion es als eine ebenso wichtige Aufgabe an, noch mehr Bibliotheken, Forschungsprojekte oder gar individuelle Forschende über die großen Vorteile von Muscat zu überzeugen. Traditionell sind die wichtigsten Foren für diese Art Outreach die Muscat-Workshops an größeren Konferenzen, die aber seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie überwiegend storniert werden mussten. Als Alternative werden regelmäßig Online-Workshops angeboten, die eine Überarbeitung der zuvor erarbeiteten Lehrmaterialien erforderten, dabei aber die Einbeziehung eines größeren Publikums ermöglichten, was durch „live“ Workshops kaum zu erreichen gewesen wäre (so etwa Bibliothekar:innen auf dem Australischen Kontinent oder Doktorand:innen aus Asien oder Südamerika). Ergänzt durch die Reihe von Tutorials, die laufend über den RISM YouTube-Kanal veröffentlicht werden, versprechen die meist innerhalb weniger Tage ausgebuchten, Online-Workshops eine intensive Erweiterung des internationalen Netzwerks gerade in den Regionen, in denen frühere Angebote zwangsläufig weniger Resonanz hervorriefen.

Nach mehrmonatigen Vorbereitungen und in enger Kooperation mit dem RISM Digital Center wurde im Dezember 2020 die neue Website freigeschaltet, die nicht nur für die Zentralredaktion selbst, sondern auch für die ganze internationale RISM-Community als wichtigster Bezugspunkt dient. Dementsprechend wird angestrebt, neben den wichtigsten Informationen zu RISM und zur Arbeit der Zentralredaktion auch eine breite Auswahl von Nachrichten aus dem Bereich der musikalischen Quellenforschung im Allgemeinen zu veröffentlichen. Im Berichtsjahr erschienen insgesamt 90 solcher news items, von denen die meistgelesene eine Nachricht der deutschen RISM Arbeitsgruppe über die Identifizierung der Korrekturfahnen von Orlando di Lassos „Magnum Opus Musicum“ war. Da es sich hier um eine Entdeckung handelt, die ursprünglich in einer deutschen Fachzeitschrift publiziert wurde, zeugen die mehr als 800 Leser unserer englischsprachigen Nachricht von einem beträchtlichen Multiplikatoreffekt.

Die RISM-Facebookseite spricht ein weiteres internationales Publikum an und hat inzwischen 4.131 Follower. Auch auf Twitter ist RISM aktiv mit 2.768 Followern. In Wikipedia wurden Kurzartikel über das RISM eingestellt (neben Englisch und Deutsch auf Chinesisch, Französisch, Italienisch, Katalanisch, Niederländisch, Polnisch, Russisch Schwedisch, Slowenisch, Spanisch, Tschechisch und Ungarisch). Über diese Online Präsenz hinaus kann über die Zentralredaktion auch ein gedrucktes RISM-Kurzporträt bezogen werden. Es liegt in einer englisch-deutschen, englisch-spanischen, englischchinesischen, englisch-russischen und auch englisch-portugiesischen Ausgabe vor.

Trotz starker Einschränkungen der persönlichen Kontaktpflege zur Fachöffentlichkeit durch die COVID-19-Pandemie, war die Zentralredaktion auf dem XVII. Internationalen Kongress der Gesellschaft für Musikforschung mit einem Referat zur „Quellendokumentation bei RISM seit Beethoven“ vertreten. Für das kommende Jahr wird, soweit es die Lage zulässt, wieder eine verstärkte Präsenz auf internationalen Konferenzen angestrebt. U. a. soll im Rahmen des Kongresses der International Association of Music Libraries, Archives and Documentation Centres der schon zweimal verschobenen RISM Day nachgeholt werden.

Eine neue Initiative der Zentralredaktion zur Erweiterung des RISM-Netzwerks wie auch zur Förderung der Kommunikation zwischen den Communities von Forscher:innen und Musikbibliothekar:innen ist die Reihe von RISM Lectures. Das virtuelle Eröffnungsevent fand am 28. Januar statt und präsentierte einem über 270-köpfigen Publikum die neuen Quellenbeschreibungen des Fondo Cappella Sistina mit Wortbeiträgen von Claudia Montuschi (Biblioteca Apostolica Vaticana), Thomas Schmidt (University of Huddersfield) und Richard Sherr (Smith College, Northampton). Die zweite Lecture mit dem ehemaligen Präsidenten des RISM, Christoph Wolff (Harvard University) und Martina Rebmann (Staatsbibliothek zu Berlin) war der Berliner Bach-Sammlung gewidmet. Die Lectures sind weiterhin auf dem RISM YouTube-Kanal abrufbar.

Im Herbst 2020 trat die Zentralredaktion dem Konsortium NFDI4Culture als Mitglied bei und bereitet in diesem Rahmen insbesondere mit der Deutschen Nationalbibliothek (DNB) den Austausch von Werknormdaten in Muscat mit der Gemeinsamen Normdatei (GND) vor. Die Grundlagen für diese richtungsweisende Weiterentwicklung waren im Mai 2019 bei der Konferenz „Werktitel, Werknorm – Perspektiven der Einführung einer Werkebene bei RISM“ an der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz gelegt worden, wobei an einer vollständigen Ausarbeitung der Werkebene im grundsätzlich aus Quellenbeschreibungen bestehenden RISM-Datenpool weiterhin gearbeitet wird. Darüber hinaus nimmt die Zentralredaktion seit Ende 2020 auch an der Arbeitsgruppe Musik des Standardisierungsausschusses der DNB teil, um den regelmäßigen fachlichen Austausch mit verschiedenen Institutionen der DACH-Region zu gewährleisten.

März 2022

Balázs Mikusi