"Thematic catalogue of 17th-century organ tablatures from the Liegnitz Bibliotheca Rudolphina" von Elżbieta Wojnowska

Thursday, September 1, 2016

In diesem Jahr erschien posthum der thematische Katalog von Orgeltabulaturen des 17. Jahrhunderts aus der Liegnitzer Bibliotheca Rudolphina von Elżbieta Wojnowska (1949-2012) durch die Nationalbibliothek von Polen.

Elżbieta Wojnowska, Thematic Catalogue of 17th-Century Organ Tablatures from the Liegnitz Bibliotheca Rudolphina, hrsg. von Tomasz Jeż. Warschau: Biblioteka Narodowa, 2016.

Der Katalog dokumentiert vier Orgeltabulaturen in der Reihenfolge der Olim-Signaturen Libr.Mus. 98-101, wobei die zweite Tabulatur als verloren gilt. Ihr Inhalt konnte aber auf Grund der Verzeichnisse von Ernst Pfudel für den Katalog rekonstruiert werden. Die erste und dritte Tabulatur befinden sich heute in PL-Wn unter den Signaturen Mus.326 Cim. und Mus.327 Cim. Die vierte Tabulatur ist immer noch in PL-LEtpn unter der Signatur S/5 aufgestellt.

Viele Jahre ihres Lebens hat sich unsere leider viel zu früh verstorbene Kollegin Elżbieta Wojnowska mit den in Polen verstreuten Beständen der Bibliotheca Rudolphina aus dem niederschlesischen Liegnitz befasst. (Wir berichteten bereits früher über das polnische Katalogisierungsprojekt der Bibliotheca Rudolphina.) Einen Teil davon stellen die vier Orgeltabulaturen dar, deren Inhalte sie in einem für jedermann leicht verständlichen Katalog zugänglich machen wollte.

Orgeltabulaturen haben spezifische Notationsweisen. Die beschriebenen Liegnitzer Orgeltabulaturen sind in der Notenschrift der neuen deutschen Orgeltabulatur verfasst, die eine besonders platzsparende und verkürzte Notationsweise darstellt. Die Anfänge aller Musikstücke der drei überlieferten Tabulaturen wurden im Katalog transkribiert und mittels spartierter Musikincipits in moderner Musiknotation im Violin- und Bassschlüssel dargestellt. Das Musikrepertoire ist vor allem von mehrstimmiger sakraler Vokalmusik des 16. und 17. Jahrhunderts in lateinischer und viel seltener in deutscher Sprache geprägt. Weltliche Vokalmusik in italienischer Sprache macht nur einen sehr geringen Anteil aus. Die vorliegenden Tabulaturen kennen keine Textunterlegung. Der zu singende Text wird allein durch das angegebene Textincipit am Beginn eines Stückes angezeigt. Vielfach handelt es sich um bekanntes Repertoire der Zeit, das häufig an anderer Stelle in gedruckten Partituren und Stimmbüchern publiziert oder auch handschriftlich kopiert wurde, wie die häufigen Konkordanzangaben im Katalog zeigen. Sehr viele der Werke sind als Drucke in den Bänden der RISM-Serie A/I und in Serie B dokumentiert.

Es finden sich in den Warschauer Tabulaturen nur sehr wenige anonym überlieferte Werke, denn die meisten Stücke tragen die Komponistenzuschreibungen in den originalen diplomatischen Titeln. Nur das Liegnitzer Exemplar weist einen Anteil anoymer Werke von einem Drittel auf. In der verschollenen Tabulatur macht der Anteil etwa ein Sechstel aus. So enthalten die Tabulaturen im Ganzen ein breit gefächertes Repertoire vieler deutscher und italienischer Komponisten. Häufiger kommen Werke Palestrinas, Marenzios und Dragonis vor sowie Werke Vulpius’, Hasslers und Gumpelzhaimers. Auch Werke von Bonhomme finden sich verhältnismäßig oft. Die Anzahl der gelisteten Komponisten beläuft sich auf knapp 150. Die drei noch existierenden Tabulaturen sind bei RISM online komplett verzeichnet:

Das Kürzel WojnowskaC 2016 verweist auf den Literatureintrag des Kataloges in unserer Datenbank.

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Kategorie: Neuerscheinungen


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