Privatsammlungen und -bibliotheken - Teil 2
Thursday, September 18, 2025

Im zweiten Teil unserer Einführung über Privatsammlungen bzw. -bibliotheken möchten wir uns auf Sammlungen konzentrieren, die auf eine lange Geschichte zurückblicken können, sowie auf relativ junge Sammlungen, die bereits einen sicheren Platz in einer Institution gefunden haben. Darüber hinaus werden wir die Verlagerung privater Haushalte mitsamt ihren Sammlungen thematisieren.
Die Fürstlich Fürstenbergische Hofbibliothek in Donaueschingen (RISM-Sigel D-DO; RISM Catalog | RISM Online) gilt als eine der großen Adelsbibliotheken in Deutschland. Ihre Musikalien wurden bis auf wenige Ausnahmen durch das Land Baden-Württemberg für die Badische Landesbibliothek Karlsruhe im Oktober 1999 aus konservatorischen Gründen aufgekauft. Die fachgerechte Katalogisierung des Bestandes wurde gleichzeitig in Zusammenarbeit mit dem RISM ausgeführt. Die Musikalien sind seitdem Teil der Karlsruher Musiksammlung (RISM-Sigel: D-KA). Einzelne davon, Schenkungen zum Beispiel, sind aber in der Donaueschinger Hofbibliothek verblieben. Aufbewahrungsort ist der Archivbau der Familie Fürstenberg in Donaueschingen. Ihre Katalogisate, in erster Linie Autographe, sind unter dem RISM-Sigel D-DO weiterhin online abrufbar, während der Bestand aus Donaueschingen in Karlsruhe unter dem Sigel D-KA und zusätzlich mit dem Vorbesitzervermerk „Fürstlich Fürstenbergische Hofbibliothek“ (RISM Catalog | RISM Online) suchbar ist.
Die „Tamássy-Pauw public library“ (RISM-Sigel: ZA-STtp; RISM Catalog | RISM Online) ist in Stellenbosch Südafrika am Africa Open Institute for Music angesiedelt. Besitzerin ist Dr. Esther Marie Pauw, die dort nicht nur als Dozentin aktiv ist, sondern auch ihre Privatsammlung kuratiert und für die Öffentlichkeit zur Verfügung stellt. Die Sammlung wurde Dr. Pauw von der Flötistin Éva Martha Tamássy (1936-2018) vererbt. Sie besteht in erster Linie aus Notenmaterial für Flöten- und Kammermusik westlicher Prägung und enthält auch Werke südafrikanischer Komponisten. Zusätzlich beinhaltet sie Aufführungsmaterial des Collage-Ensembles.
Zum Schluss möchten wir der Frage nachgehen, was geschieht mit dem Standortnachweis, also dem RISM-Sigel für eine Privatsammlung, wenn der Besitzer an einen anderen Ort umzieht? Erhält die RISM-Zentralredaktion eine Meldung darüber, wird das alte RISM-Sigel an den neuen Standort angepasst. Die „Privatsammlung Martin Bierwisch“, heute in Hamburg, soll hierfür als Beispiel dienen. Das aktuelle RISM-Sigel lautet D-Hbierwisch (RISM Catalog | RISM Online). Herr Bierwisch war bis vor kurzem noch in Budenheim (Rheinland-Pfalz) ansässig. Das frühere RISM-Sigel lautete demnach D-BUDbierwisch. Diese veraltete Ansetzung wurde nicht eliminiert, sondern im Neueintrag für den Hamburger Standort als früheres Sigel vermerkt. Es ist neben der neuen Ansetzung ebenfalls online suchbar). So führt die Online-Suche nach veralteten Sigelansetzungen, die früher in der Fachliteratur oder auch im Internet zitiert wurden, zu den aktuellen Sigeleinträgen. Somit bleiben die Quellennachweise in älteren Fachpublikationen nachvollziehbar und behalten ihre Gültigkeit.
Zur Zeit arbeiten wir daran, die unterschiedlichen Typen von Privatsammlungen und -bibliotheken, die in unserer Datenbank als Institutionen geführt werden, unter dem Terminus „Privatsammlung“ zusammenzuführen und besser suchbar zu machen. Das erfordert noch etwas technische und händische Arbeit an den Einträgen. Erwarten Sie also noch den dritten und letzten Teil zum Thema in wenigen Wochen.
Abbildung: Musikdrucke aus der Privatsammlung Martin Bierwisch (mit freundlicher Genehmigung).
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