Die Oper 'Orazio' von Pietro Auletta und ihre Verwandlung
Monday, September 20, 2021
Vor 250 Jahren - irgendwann im September 1771 - starb der Komponist Pietro Auletta in Neapel. Über seine Kindheit und Ausbildung ist wenig bekannt, auch über seinen Geburtstag gehen die Meinungen auseinander. Die Angaben reichen von April 1693 und Februar 1694 in S. Angelo a Scala (Avellino) bis zum Jahr 1698.
Gesicherte Angaben zu seiner Person gibt es erst seit der Heirat mit Anna Biancone 1722. Auletta wirkte ab 1724 als Kapellmeister an der bedeutenden Kirche S. Maria la Nova. 1725 trat er zum ersten Mal als Komponist mit der Opera buffa Il trionfo dell’amore für das Teatro Nuovo in Erscheinung. Darauf folgten bis 1740 zahlreiche komische Opern, darunter auch La locandiera, die Auletta zu den Hochzeitsfeierlichkeiten der Königin Maria Amalia mit König Karl III. von Spanien 1738 in Neapel komponierte.
Die Opera Orazio - erstmals 1737 aufgeführt - wurde bei fast jeder späteren Aufführung in und außerhalb Italiens verändert und ergänzt, so dass sie schließlich ein wahres Pasticcio wurde. Einige der beliebtesten Stücke von Auletta wurden beibehalten, aber auch viele Nummern anderer Komponisten - wie Leonardo Leo, Giovanni Battista Pescetti, Giovanni Battista Pergolesi, Giuseppe Maria Orlandini und Domingo Terradellas - ergänzt. Diese verschiedenen Versionen führten dazu, dass die Oper bei einigen Aufführungen anderen Komponisten zugeschrieben wurde: Das Libretto der Aufführung in Venedig im Herbst 1743 im Teatro S. Moisè trägt die Namen von Gaetano Latilla und Pergolesi, während das Libretto der Aufführung in Brüssel im Jahr 1739 den Namen von Baldassare Galuppi trägt. Eine Version des Orazio wurde schließlich als Intermezzo Il Maestro di musica an der Pariser Oper aufgeführt und 1753 hier unter dem Namen Pergolesi veröffentlicht.
Die Erforschung des Oeuvres von Pietro Auletta, das vorwiegend aus Opern und nur wenigen sakralen Werke besteht, ist noch ein Desiderat. Die Ausführungen von Frank Walker zu “Orazio: The history of a pasticcio” in The Musical Quarterly (38 (1952), S. 369-383) bieten einen guten Ausgangspunkt für weitere Studien zu den verschiedenen Pasticci von Auletta und anderer beteiligter Komponisten.
Abbildung: Pietro Auletta, La locandiera, Titelblatt des Exemplars in I-Nc 24.5.20 (RISM ID no. 850009283).
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