Johann Martin Friedrich Nisle (1780-nach 1861)

Monday, June 19, 2017

Unsere Serie RISM A-Z schreitet weiter voran; heute folgt der zweite Beitrag zu Buchstabe N.

Wer in den Musiklexika nach Johann Martin Friedrich Nisle sucht, dem fallen als erstes die alternativen Vornamen Jean (Frédéric) und Giovanni auf. Dies ist auch in der Tat ein Indiz dafür, dass der Hornist und Komponist (außerdem Bratschist) in ganz Europa unterwegs war: Der gebürtige Neuwieder studierte in Rostock und kam über Wien nach Ungarn, wo er am Hof von Ignác Végh seine erste feste Anstellung erhielt. Zwischen 1809 und 1821 hielt er sich in Italien auf, bevor er im Stuttgarter Hoforchester als Bratschist wirkte. Über die Schweiz, Berlin und Paris landete Nisle schließlich in London, wo sich seine Spur allerdings verliert.

Wie sein Vater Johannes Nisle (1735-1788) waren auch seine beiden Brüder Johann Wilhelm Friedrich (1768-1839) und Christian David (1772-nach 1839) vor allem als Hornisten berühmt. Mit seinem Bruder Christian David trat er in Ungarn auf, mit Johann Wilhelm Friedrich (als Cellist) war er zeitgleich am Stuttgarter Hoforchester angestellt. Vielleicht ist diese Überschneidung der beiden Viten auch ein Grund dafür, dass diese beiden Brüder bisweilen miteinander verwechselt wurden. Auch in den gedruckten Bänden der Serie A/I (Supplement) wurden die Werke von Johann Martin Friedrich irrtümlich dem Bruder Johann Wilhelm Friedrich zugeschrieben.

Die 54 bei RISM nachgewiesenen Quellen (36 Drucke und 18 Handschriften) zeigen, dass der Schwerpunkt in Nisles Schaffen eindeutig im Bereich der Kammermusik lag. Allerdings gibt es auch eine einzige Oper mit dem Titel „Der Eremit auf Formentera“, die am Hofe von Ignác Végh aufgeführt wurde und deren heute nur noch teilweise erhaltenes Stimmenmaterial in Székesfehérvár (István Király Múzeum) liegt (H-SFm, RISM ID no. 530004434).

Abbildung: Johann Martin Friedrich Nisle, Zwölf freundliche Gesänge (Bunzlau: Appun, ca. 1844), Bayerische Staatsbibliothek (D-Mbs) Mus.pr. 8887.Online zugänglich.

Share Tweet Email

Kategorie: RISM A-Z


Durchsuchen Sie das Nachrichtenarchiv nach Kategorien oder verwenden Sie das Suchfeld.

Kategorien

Beliebte Beiträge

- “L’Amant Anonyme” von Joseph Bologne
- Werke, die 2023 gemeinfrei werden
- Scott Joplin und die Weltausstellung - Wiedereröffnung Wiener Staatsoper 1955
- Elizaveta, Elisabeth und Elizabeth

Ausgewählte Beiträge

- Ein Wort über RISM
- Chopin-Erbe im Open Access
- Sarah Levy
- Entdeckung von Vivaldi-Quellen
- Unikate suchen in RISM

Teilen Sie Ihre Neuigkeiten mit RISM

Teilen Sie Ihre Neuigkeiten mit RISM und erreichen Sie eine internationale Gemeinschaft von Wissenschaftlern, Musikern, Bibliothekaren und Archivaren. Mehr Informationen finden Sie hier.

Copyright

Sofern kein Autor namentlich genannt ist (bitte achten Sie darauf, ob ein Ansprechpartner genannt ist), wird die Wiederverwendung einer RISM Nachricht unter dem Creative Commons Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International License erlaubt. In allen anderen Fällen, wenden Sie sich bitte an den Autor.

CC_license