Johann Stamitz zum 300. Geburtstag
Friday, June 16, 2017
Johann Wenzel Stamitz (getauft 19.06.1717, Havlíčkův Brod – 27.03.1757, Mannheim) war vermutlich ab 1741 Konzertmeister und ab 1750 bis zu seinem Tod Instrumentalmusikdirektor in der Hofkapelle des Kurfürsten Carl Theodor von der Pfalz. Er prägte entscheidend die musikalische Entwicklung am kurpfälzischen Hof und begann mit dem Aufbau einer Violinklasse. Der Geigenvirtuose gilt als Gründer der Mannheimer Schule, die großen Einfluss auf die weitere Entwicklung der Konzertsinfonie und der Orchesterkultur in Europa hatte. Der Mannheimer Stil ist als eine wichtige Vorstufe für die spätere Entwicklung der Wiener Klassik anzusehen. Auf Stamitz gehen dabei Eigenheiten zurück wie der einheitliche Bogenstrich der Streicher, eine besondere Konzentration des Orchesters auf den Dirigenten sowie eine gründliche Ausbildung der Orchestermusiker. Dadurch wurde eine Präzision und Effektivität im Vortrag erreicht, die europaweit für Furore sorgte und für uns heute selbstverständlich ist.
Der böhmischer Komponist, der nur 40 Jahre alt wurde, hat fast ausschließlich Instrumentalwerke komponiert, darunter zahlreiche Flöten- und Violinkonzerte und vermutlich das früheste Klarinettenkonzert. Zu zählen auch viele Kammermusikwerke (Sonaten, Duette, Trios) und etwa 70 Sinfonien.
Der RISM Online-Katalog bietet mit über 450 Einträgen zu Johann Stamitz einen guten Überblick über sein Oeuvre. 65 Nachweise stammen aus der Serie A/I, sehr viele handschriftlich überlieferte Werke befinden sich heute in Schweden (S-Skma) und von den bisher 23 Digitalisaten zu den Handschriften sind die meisten aus der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt (D-DS).
Die Forschungsstelle Geschichte der südwestdeutsche Hofmusik im 18. Jahrhundert der Heidelberger Akademie der Wissenschaften und die Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim veranstalten am 17. und 18. Juni 2017 ein Symposium in Schwetzingen zum Thema »Die Familie Stamitz und die europäische Musikermigration im 18. Jahrhundert« (Leitung: Prof. Dr. Silke Leopold, Prof. Dr. Panja Mücke). Das Migrantendasein als Bestandteil von Musikerbiographien, das Überschreiten von nationalen und konfessionellen Grenzen ebenso wie die wechselseitige Beeinflussung von Migranten und sesshaften Komponisten im 18. Jahrhundert wird auf dieser Tagung eingehend untersucht.
Abbildung: Sinfonie in B-Dur, WolS I. Bb-4, Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt (D-DS), Mus.ms. 1029/7b (RISM ID no. 450002705).
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