Frühe handschriftliche Quelle von Lassos Requiem in Augsburg gefunden
Thursday, October 5, 2017
Kürzlich sind wir über das Portal academia.edu auf eine Rezension von Barbara Eichner über Tobias Rimeks Buch Das mehrstimmige Repertoire der Benediktinerabtei St. Ulrich und Afra in Augsburg (1549–1632) (Stuttgart: Carus, 2015; die Rezension erschien ursprünglich im Jahrbuch des Vereins für Augsburger Bistumsgeschichte [2016]) aufmerksam geworden. Eichners Rezension hebt die Entdeckung von Rimek besonders hervor, obwohl er bereits 2009 über den Fund berichtete.
Tobias Rimek konnte eine frühe Abschrift des vierstimmigen Officium pro defunctis (LV 624) von Orlando di Lasso (ca. 1532-1594) für Tenor, Bariton und zwei Bässe identifizieren. Die Handschrift im Chorbuchformat aus dem Jahre 1575 ist in der Staats- und Stadtbibliothek (D-As) in Augsburg (Signatur: Tonkunst Schletterer 23) überliefert.Diese frühe Fassung erscheint um eine Quinte tiefer notiert als die späteren Drucke des Werkes aus den Jahren 1578 und 1588 und ist seine älteste Quelle. Die Handschrift beinhaltet auch die Sequenz des “Dies irae”, die in den Drucken nicht vorkommt.
Die Quelle wurde in der Vergangenheit schon oft gesichtet, in der Fachliteratur bis in unsere Zeit hinein aber immer als anonym eingestuft und fand von daher auch keine Berücksichtigung in der Neuen Reihe der Lasso-Gesamtausgabe.
Mittlerweile erschien eine Edition des Werkes von Tobias Rimek im Carus-Verlag als Urfassung. Es existiert auch eine CD-Aufnahme des Ensembles Capella Foccara, das das Werk im vergangenen Jahr zur Aufführung brachte.
Die Quelle stammt aus der Provenienz der Augsburger Benediktinerabtei St. Ulrich und Afra (siehe Abbildung), deren mehrstimmiges Repertoire der Jahre 1549-1632 Tobias Rimek in seiner quellenkundlichen Dissertation aus dem Jahre 2015 beschreibt.
Abbildung: Basilika St. Ulrich und Afra von Emkaer (über Wikimedia Commons)
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