Neue Erkenntnisse zur italienischen Vokalmusik von Maurice Greene

Monday, October 9, 2017

Ein kürzlich erschienener Artikel von Michael Talbot gibt Einblicke in die “italienische” Vokalmusik von Maurice Greene (1696-1755) und zwei bisher unbeachtete Werke. Weiterhin hat Talbot einige bei RISM anonym verzeichnete Werke identifiziert.

In “Maurice Greene’s Vocal Chamber Music on Italian Texts” (Royal Musical Association Research Chronicle 48 (2017), p. 91-124) konzentriert sich Talbot auf zwei Manuskripte, die mehrheitlich Greenes 37 italienischsprachige Kompositionen überliefern: MS. Mus. d.52 der Bodleian Library in Oxford (GB-Ob; RISM ID no. 800159943) und A.Ms.3728 der Bibliomediateca dell’Accademia nazionale di S. Cecilia in Rom (I-Rama, RISM ID no. 850032891). Einzelne Werke erschienen auch in drei anderen britischen Handschriften, vier von ihnen waren unter Anonymus bei RISM verzeichnet (RISM ID no. 806156974, 806156972, 806252615 und 806252616).

Überraschenderweise haben frühere Studien zu Greene zwei separate Werke in dem Oxford-Manuskript übersehen: in zwei Fällen ist es scheinbar nicht eindeutig, wo ein Stück endet und das nächste beginnt. Aber Talbot entdeckte, dass es tatsächlich 37 anstatt 35 Stücke in diesem Manuskript gibt. Eins davon scheint ein Unikat zu sein, die Kantate “Infelice tortorella” (RISM ID no. 1001017575) auf den Text eines unbekannten Dichters.

Das zweite neuentdeckte Werk ist faszinierend. Das Duett “O quanti passi o quanti” (RISM ID no. 1001017565), befindet sich auch in einer römischen Handschrift (RISM ID no. 850034008). In der römischen Quelle ist das Werk “a Lady” zugeschrieben. Aus stilistischen Gründen vermutete Talbot, dass das Duett nicht von Greene stammt. Die Besitzerin (und Kopistin) des römischen Manuskripts war Elisabeth Planta, die mit der Familie von Mary Bowes verbunden war. Marys Ehemann - George Bowes - war ein reicher Landbesitzer und sie sind die Großeltern fünftes Grades von Queen Elizabeth II. Mary Bowes war vermutlich eine Schlülerin von Greene und Talbot betrachtet Bowes als möglliche Komponistin des Duetts: eine bisher unbekannte Komponistin.

Außerdem hat Talbot viele literarische Quellen für diese Werke identifiziert. Green hat häufig auf Dichtungen von Paolo Rolli (1687-1765) für seine italienische Musik zurückgegriffen, insbesondere Di canzonette e di cantate libri due (London 1727; siehe Abbildung) und Rollis Übersetzung der Oden von Anakreon - veröffentlicht als Delle ode d’Anacreonte Teio (London 1739).

Die RISM-Einträge zu Green wurden überarbeitet und zeigen bereits diese neuen Informationen. Wir danken Professor Talbot, dass er uns seine Forschungsergebnisse mitgeteilt hat.

Abbildung : Frontispiz und Titelblatt von Di canzonette e di cantate libri due von Paolo Rolli (London, 1727), aus dem Internet Archive.

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