Neu in der Bibliotheca Mozartiana der Internationalen Stiftung Mozarteum in Salzburg - Mozart-Autographen aus der Sammlung Eggers

Ulrich Leisinger

Thursday, December 11, 2025

Es ist das Schicksal der meisten Privatsammlungen, dass die über einen langen Zeitraum zusammengetragenen Schätze wieder verstreut werden. Früher geschah dies in der Regel in einer einzigen Auktion, heute oft künstlich über eine Reihe von Verkäufen gestreckt, um den Markt nicht zu sättigen. Viele der Mozart-Autographen, die in den turbulenten 1920er und 1930er Jahren verkauft worden waren, wurden zwischen 1975 und 2005 erneut versteigert. Dies bot Professor Hans Joachim Eggers (1927–2016), einem renommierten Virologen aus Köln und Mozart-Liebhaber, die einmalige Chance, eine außergewöhnliche Sammlung von Mozartiana zusammenzutragen. Diese Sammlung bestand hauptsächlich aus Briefen und Dokumenten, umfasste aber auch Musikmanuskripte von höchstem Rang. Dank der Großzügigkeit der Erben sind zwölf Objekte, acht Briefe und Dokumente sowie vier Musikmanuskripte nun in den Besitz der Internationalen Stiftung Mozarteum in Salzburg übergegangen. Die Sammlungen der Stiftung zählen zu den bedeutendsten der Welt: Sie reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück, als die beiden Söhne von Wolfgang Amadé und Constanze Mozart fast alle ihre Mozart-Erinnerungsstücke dem 1841 in Salzburg gegründeten Dommusikverein und Mozarteum, einem der unmittelbaren Vorgänger der 1880 gegründeten Internationalen Stiftung Mozarteum, schenkten.

Die Sammlung Eggers ist die umfassendste und wertvollste Bereicherung der Sammlungen der Stiftung Mozarteum seit den Schenkungen der Mozart-Söhne. Hans Joachim Eggers war sowohl stolz auf seine Manuskripte als auch zurückhaltend. Er gab selbst gegenüber der Stiftung Mozarteum nicht jedes Detail seiner Sammlungen preis, obwohl er regelmäßiger Besucher der Mozartwoche war. Für die Neue Mozart-Ausgabe (NMA X/28/Abt. 3–5/3) lagen keine Fotografien von Mozarts Bearbeitung eines Kyrie von Georg Reutter dem Jüngeren aus seiner Messe in D-Dur HofR 44/80 vor. Dieses Werk galt lange Zeit als echtes Mozart-Fragment und wurde daher früher als KV 91 (in KV-1 und KV-2, aber fälschlicherweise auch als Anh. 17) gezählt, als KV-3 bis KV-6 186i „neu datiert” und nun als KV 2024 Anh. A 26 verzeichnet. Die Sonderausstellung, die vom 28. November 2025 bis zum 1. Februar 2026 im Mozart-Wohnhaus in Salzburg zu sehen ist, trägt daher zu Recht den Titel „Prachtvolle Premiere: Die Mozart-Autographe der Sammlung Eggers”, da die meisten dieser Objekte noch nie öffentlich gezeigt wurden.

Wolfgang Amadé Mozart
Miserere in a KV 85 (Fragment), Abschrift von Leopold Mozart, vermutlich Bologna 1770
Erworben bei Hans Schneider, Tutzing, 1987
Das Miserere in a KV 85 ist nur in einer Abschrift Leopold Mozarts überliefert. Wolfgang hat den 50. Psalm 1770 im Stil von Padre Giovanni Battista Martini, bei dem er damals in Bologna studierte, vertont. Die Abschrift bricht aber bereits mit Vers 16 ab.
Titelaufnahme
RISM ID no. 1001313397 (RISM Catalog | RISM Online)

Wolfgang Amadé Mozart
Rondo in A für Klavier und Orchester KV 386, Autograph (Bl. 2–3 mit T. 23–62)
Datiert 19. Oktober 1782
Erworben bei Sotheby’s, London, 14. Juni 1976
Das Konzertrondo in A für Klavier und Orchester KV 386 stammt aus Mozarts zweitem Wiener Jahr. Das Werk ist leider nur unvollständig erhalten. Die Originalhandschrift war im 19. Jahrhundert in den Besitz eines Autographen-Sammlers gekommen. Dieser zerlegte es in immer kleinere Stücke, die er als Souvenirs verschenkte. Einige davon sind heute nicht mehr nachweisbar.
Titelaufnahme
RISM ID no. 1001310631 (RISM Catalog | RISM Online)

Wolfgang Amadé Mozart
Zwei Freimaurerlieder KV 483 & KV 484
Autograph, Wien, Ende 1785/Anfang 1786
Erworben bei Hans Schneider, Tutzing, 1983
Das Freimauerlied für einen Vorsänger, Männerchor und Orgel Zerfließet heut, geliebte Brüder KV 483 wurde zusammen mit dem Lied Ihr unsre neuen Leiter KV 484, das auf der Rückseite des Notenblatts steht, Bey der ersten feyerlichen Eröffnung der sehr ehrwürdigen Loge zur neugekrönten Hoffnung in Wien am 14. Januar 1786 erstmals gesungen.
Titelaufnahme
RISM ID no. 1001313725 (RISM Catalog | RISM Online)

Kyrie in D von Georg Reutter d. J.
Abschrift von Wolfgang Amadé Mozart, KV Anh. A 26 (früher KV 91)
Wien, ca. 1787–1788
Erworben bei J. A. Stargardt, Marburg, 8.–9. Juni 1982
Dieses ungewöhnliche Manuskript umfasst die ersten 22 Takte eines Kyrie von Georg Reutter d. J. von Mozarts Hand. Maximilian Stadler, der Constanze bei der Sichtung des Nachlasses ihres verstorbenen Mannes unterstützte, hielt es irrtümlich für eine fragmentarische Originalkomposition von Mozart und fügte 13 Takte hinzu, um auch dieses Manuskript zu „vervollständigen“.
Titelaufnahme
RISM ID no. 1001313816 (RISM Catalog | RISM Online)

Die vier Manuskripte wurden von Armin Brinzing für RISM katalogisiert.

Neben den Musikautographen umfasst die Sammlung Eggers auch acht Briefe und Dokumente. Alle Manuskripte aus der Sammlung sind in der Bibliotheca Mozartiana digital.

Bei weiteren Fragen kontaktieren Sie gern die Bibliotheca Mozartiana.

Abbildung: Wolfgang Amadé Mozart, Miserere in a KV 85 (Fragment). Online verfügbar.

Share Tweet Email

Kategorie: Bibliotheksbestände

---