Unbekanntes Beethoven-Skizzenblatt von der SLUB Dresden erworben
Amrei Flechsig
Thursday, January 30, 2025
Die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek (SLUB) hat ein der Beethoven-Forschung bisher noch nicht bekanntes Skizzenblatt Beethovens aus Privatbesitz erworben. Es ist Teil einer kleinen Sammlung (RISM Catalog | RISM Online) aus der Provenienz des sächsischen Musiklehrers Carl Otto Böhme (1807-1874). Das Beethoven-Autograph (D-Dl Mus.4193-T-608, RISM Catalog | RISM Online) enthält Skizzen zu der als “Mondschein-Sonate” bekannt gewordenen Klaviersonate op. 27, 2 (Sonata quasi una fantasia).
Vermutlich handelt es sich um ein Einzelblatt aus dem sogenannten Sauer-Skizzenbuch. Der Wiener Musikalienhändler Ignaz Sauer (1759-1833) ersteigerte das Skizzenbuch nach dem Tod des Komponisten 1827, allerdings mit der Absicht eines lukrativen Geschäfts: Er zerlegte und verkaufte es in Form von Einzelseiten weiter. Mittlerweile konnten 22 dieser Blätter lokalisiert werden, so befinden sich beispielsweise einzelne von ihnen in Bonn, Berlin, Wien, Cambridge und Stockholm. Doch von einigen Seiten fehlen weiterhin alle Spuren.
Eines dieser fehlenden Skizzenblätter könnte nun wieder aufgetaucht sein: So stimmt nicht nur das Papierformat überein, sondern auch die Unregelmäßigkeiten des äußeren Randes der Rastrierung passen zu der Beschreibung des Sauer-Skizzenbuchs. Ein wichtiger Hinweis zu Identifizierung liefert außerdem das Wasserzeichen: Der hier erkennbare siebenarmige Seestern ist Teil der Wasserzeichen des im Skizzenbuch verwendeten Papiers. Schließlich spricht auch der Inhalt für eine Zugehörigkeit zum Sauer-Skizzenbuch: So liegen zur Klaviersonate op. 27, 2, insbesondere zum dritten Satz, mehrere Skizzenblätter aus dem Sauer-Skizzenbuch vor. In diesem Fall handelt es sich um die Schlusstakte des dritten Satzes, wobei die letzten Takte in der Skizze anders verlaufen als in der später veröffentlichten Fassung.
Auf den Bezug zur sogenannten “Mondschein-Sonate” weist auch ein Bleistiftkommentar hin, der unten auf der Vorderseite des Blattes von einem “Jos. Doppler” ergänzt wurde. Vermutlich handelt es sich um Josef Doppler (1791-1869), der in Wien als Mitarbeiter des Verlags Anton Diabelli tätig war.
Auf der Rückseite des Blattes sind mehrere kurze skizzierte Abschnitte notiert, die noch nicht identifiziert werden konnten und möglicherweise verworfene Kompositionsideen sind. Aus den weiteren im Skizzenbuch enthaltenen Werken, wie der Klaviersonate op. 28, dem Streichquintett op. 29 oder den Bagatellen für Klavier op. 33, scheinen diese Takte jedenfalls nicht zu sein.
Abbildungen: Digitalisate der SLUB Dresden
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