Das Warschauer Chopin-Institut erwarb ein weiteres Chopin-Autograph
Thursday, February 13, 2025
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Das Nationale Frédéric-Chopin-Institut in Warschau (polnisch: Narodowy Instytut Fryderyka Chopina, abgekürzt NIFC) hat aus der Sammlung Rudolf F. Kallirs (1895-1987) von dessen Erben ein Chopin-Autograph erworben. Geldgeber war das polnische Ministerium für Kultur und nationales Erbe.
Es handelt sich um eine autographe Quelle der Ballade in f-Moll, op. 52. Sie ist Chopins letzte Ballade von insgesamt vier. Er komponierte sie 1842/43 in Nohant-Vic auf George Sands Landsitz und in Paris. Das Werk widmete Chopin der Baronin Charlotte de Rothschild. 1843/44 kamen die ersten Drucke in Leipzig, London und Paris heraus. Das ungewöhnliche Autograph Chopins wurde am 23. Januar auf einer Pressekonferenz im Chopin Museum vorgestellt und dort für mehrere Tage ausgestellt.
An der Pressekonferenz nahmen die polnische Kulturministerin Hanna Wróblewska und der Direktor des Chopin-Institutes Artur Szklener teil. In ihren Redebeiträgen hoben sie die Bedeutung dieses Autographs für die Kultur- und Musikgeschichte Polens hervor. Das Werk selbst gilt als ein Meisterwerk der Klaviermusik des 19. Jahrhunderts. Der Verlauf der Pressekonferenz kann hier verfolgt werden.
Artur Szklener ging auf ein paar Besonderheiten des Autographs ein. Es handelt sich um ein 79-taktiges Fragment im 6/4-Takt (!) und ist eines von insgesamt zwei autographen Quellen des Werks, die überliefert sind. Die längere ebenfalls fragmentarische Fassung einer Reinschrift bricht mit Takt 136 ab. Sie wird in der Bodleian Library in Oxford aufbewahrt. Wohl nach Fertigstellung des Werkes hatte der Komponist noch einige wesentliche Änderungen daran vorgenommen. So entschied er unter anderem, den ursprünglichen 6/4-Takt in einen 6/8-Takt zu ändern. Damit verstärkte der Komponist die Tempoanweisung Andante con moto, musste das Werk aber in eine neue Reinschrift für die gedruckte Endfassung bringen. So gibt das 79-taktige autographe Fragment, das Chopins Änderungen und Durchstreichungen enthält, einen unschätzbaren Einblick in die Entwicklung seiner musikalischen Ideen und in die kreativen Entscheidungsprozesse beim Komponieren.
Nach Chopins Tod in Paris im Jahre 1849 schenkte seine Schwester Ludwika das Autograph Joseph Dessauer, einem engen Freund des Komponisten. 1933 tauchte es dann in einem Luzerner Antiquariat wieder auf, wo es von dem Kunst- und Autographensammler Rudolf F. Kallir erworben wurde. Schließlich erwarb das Chopin-Institut nach mehrjährigen Verhandlungen das Autograph von Kallirs Erben. Das RISM-Katalogisat zum Autograph können Sie unter der RISM ID 1001326182 in RISM Online und etwas später im RISM Catalog finden.
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