Restitutionen leicht gemacht

stb-handschriftenabteilung@stadt.nuernberg.de

Monday, December 15, 2014

Im Nachklang unseres Besuchs in Nürnberg bei der AIBM Konferenz im September stammt die Geschichte von unserem Kollegen Guido Kraus über den Verbleib von einigen der seltenen Exemplaren der Nürnberger Stadtbibliothek.

Eine Nürnberger Graduale-Handschrift aus St. Sebald von 1599 und zwei gedruckten Schriften Johann Cochläus’, die für Willibald Pirckheimer mit Zeichnungen Albrecht Dürers zusammengebunden wurden, fanden ihren Weg zurück aus Amerika. Beide Bände sind Teil der Sammlung Bibliotheca Norica Williana. Im Pirckheimer-Einband befindet sich das „Quadrivium grammatices“, eine Lateingrammatik sowie die Singschule „Tetrachordum musices“. Beides sind Nürnberger Erstdrucke aus dem Jahre 1511. Die Singschule ist beim RISM in der Serie B/VI¹ („Ecrits imprimés concernant la musique“) auf S. 227 vielfach nachgewiesen.

Unsere Kollegin Frau Dr. Christine Sauer von der Nürnberger Stadtbibliothek beschreibt in einer Broschüre des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg die Restitution der Bände, die sich seit 2001 wieder im Besitz der Nürnberger Stadtbibliothek (RISM-Sigel: D-Nst) befinden. Frau Dr. Sauer ist die Leiterin der Historisch-Wissenschaftlichen Abteilung.

Die Bibliotheca Williana war während des Zweiten Weltkrieg ausgelagert. Von der Auslagerungsstätte gelangten die betreffenden Bände wahrscheinlich durch einen amerikanischen Soldaten in die Vereinigten Staaten. Im November 1996 gehörten sie zu einer Auktion der Swann Galleries in New York. Dort wurden die Stücke von Antiquaren erworben, vermutlich ohne die Kenntnis, dass es sich um Diebesgut handelte, die sie im Jahre 1997 an die New Yorker Pierpont Morgan Library (RISM-Sigel: US-NYpm) weiterverkauften.

Der Musikwissenschaftler Volker Schier, der Teile der Nürnberger Bibliotheca Williana bereits kannte, wurde als Benutzer der Pierpont Morgan Library bei der Sichtung des Graduale auf seine ursprüngliche Herkunft aufmerksam. Nach Recherchen in der einschlägigen Literatur bestätigte sich für ihn die Herkunft des Stückes aus der Nürnberger Stadtbibliothek. William Voelkle, Leiter der Handschriftenabteilung an der Pierpont Morgan Library erinnerte sich seinerseits an das Exlibris des Pirckheimer-Einbandes, das ebenfalls auf die Nürnberger Herkunft verwies. Nachdem beide Bibliotheken davon in Kenntnis gesetzt wurden, begann das fruchtbare Restitutionsverfahren. Aber lesen Sie doch selbst in Frau Dr. Sauers Broschüre nach, wie das alles begann und wie es vonstatten ging. Beachten Sie bitte auch ihre ausgezeichnete fachgerechte Beschreibung der Stücke. Auch die New York Times berichtete im April 2001 darüber.

Bildnachweis: Manuskript (1599). Mit freundlicher Genehmigung der Nürnberger Stadtbibliothek.

Photo credit

Share Tweet Email

Kategorie: Pressespiegel


Durchsuchen Sie das Nachrichtenarchiv nach Kategorien oder verwenden Sie das Suchfeld.

Kategorien

Beliebte Beiträge

- “L’Amant Anonyme” von Joseph Bologne
- Werke, die 2023 gemeinfrei werden
- Scott Joplin und die Weltausstellung - Wiedereröffnung Wiener Staatsoper 1955
- Elizaveta, Elisabeth und Elizabeth

Ausgewählte Beiträge

- Ein Wort über RISM
- Chopin-Erbe im Open Access
- Sarah Levy
- Entdeckung von Vivaldi-Quellen
- Unikate suchen in RISM

Teilen Sie Ihre Neuigkeiten mit RISM

Teilen Sie Ihre Neuigkeiten mit RISM und erreichen Sie eine internationale Gemeinschaft von Wissenschaftlern, Musikern, Bibliothekaren und Archivaren. Mehr Informationen finden Sie hier.

Copyright

Sofern kein Autor namentlich genannt ist (bitte achten Sie darauf, ob ein Ansprechpartner genannt ist), wird die Wiederverwendung einer RISM Nachricht unter dem Creative Commons Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International License erlaubt. In allen anderen Fällen, wenden Sie sich bitte an den Autor.

CC_license