Knowing what exists: Akademienunion verlängert Förderung der deutschen RISM-Arbeitsstellen

Karl Wilhelm Geck

Thursday, January 15, 2015

Dieser Artikel stammt von unserem Kollegen Karl Wilhelm Geck von der deutschen RISM Arbeitsgruppe und wurde inBIS: Das Magazin der Bibliotheken in Sachsen 7:3 (2014), S. 179 (CC-BY SA) veröffentlicht.

Maß der Dinge in puncto Dokumentation von Musikmanuskripten ist der Online-Verbundkataloghttp://opac.rism.info. Seit seiner Freischaltung im Jahre 2010 ist er das globale Schaufenster von RISM, ausgeschrieben Répertoire International des Sources Musicales oder Internationales Quellenlexikon der Musik. Das bislang in 34 Ländern tätige Vorhaben widmet sich der Erschließung der jeweiligen historischen Musikalien. Die hergestellten Katalogisate werden an die RISM-Zentralredaktion in Frankfurt/Main übermittelt, die sie redaktionell bearbeitet und veröffentlicht (vgl. BIS 2010, H. 3, S. 180–182).

Einerseits ist der RISM-OPAC ein Suchinstrument, das mit seinen differenzierten Möglichkeiten auch Experten verblüfft. So entdeckte der britische Musikforscher Michael Talbot kürzlich dank der charakteristischen „Virtuellen Klaviatur“, dass der Mittelsatz des in der SLUB archivierten Violinkonzerts Mus.2364-O-7 nicht wie der Rest des Werkes von Giuseppe Antonio Brescianello stammt, dem langjährigen Stuttgarter Hofkapellmeister, sondern von Antonio Vivaldi. Andererseits können schon einfachste Recherchen im RISM-OPAC zu signifikanten Ergebnissen führen. Zum Beispiel erfährt man durch die Erweiterte Suche Bibliothekssigel = D-* mit anschließender „Pauschalsuche“ (Betätigung der Suchtaste ohne Eingabe), dass sich etwa 42 % der in der Datenbank enthaltenen Katalogisate (372.124 von 879.596; Stand 30.09.2014) auf in Deutschland archivierte Manuskripte beziehen. Diese Zahlen belegen die Bedeutung der deutschen RISM-Arbeitsgruppe für das internationale Erschließungsprojekt. Sie machen außerdem deutlich, dass der von der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften gefasste Beschluss, die Förderung der nationalen Arbeitsstellen in der BSB München und der SLUB Dresden nicht wie geplant Ende 2015 einzustellen, sondern um zehn Jahre zu verlängern (vorbehaltlich des positiven Ausgangs der obligatorischen Bewertungen), nicht nur für RISM Deutschland segensreich ist, sondern auch für das Gesamtunternehmen.

Kernaufgabe der beiden Arbeitsstellen, von denen die Münchner für die alten, die Dresdner für die neuen Bundesländer zuständig ist, bleibt die fachgerechte Katalogisierung von Musikquellen, vor allem von Notenhandschriften aus der Zeit von 1600 bis 1850. Gemäß Arbeitsplan 2016/2025 ist eine Restmenge von circa 25.000 derartigen Manuskripten zu erschließen, was bei einem anzunehmenden Durchschnittswert von drei Katalogisaten je Handschrift die Anfertigung von 75.000 Titelaufnahmen bedeutet. Auf die Dresdner Arbeitsstelle werden voraussichtlich 30.000 Katalogisate bzw. 10.000 Manuskripte entfallen, die sich auf 222 Fundorte verteilen. Darunter sind Kleinstsammlungen in kommunaler oder kirchlicher Trägerschaft; aber auch die SLUB, mit derzeit 20.164 Nachweisen im RISM-OPAC auf Platz 5, wird von der Tätigkeit „ihrer“ Arbeitsstelle noch erheblich profitieren. Zum Schluss sei auf die Grundintention von RISM hingewiesen. RISM will einen entscheidenden Beitrag zur Infrastruktur von Musikforschung und -praxis leisten: „Knowing what exists and where it is kept“ – um dies in Bezug auf Musikquellen zu ermöglichen, ist die Organisation 1952 gegründet worden, die Weltkriegsverluste noch vor Augen. Das Motto ist auch im digitalen Zeitalter aktuell.

Bildunterschrift: Die zu Vivaldis Violinkonzert RV 66 gehörenden Noten (RISM ID no.212001392) sind an der Satzbezeichnung “Adagio“ zu erkennen.

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Kategorie: Pressespiegel


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