Corpus Musicae Ottomanicae: Kritische Editionen vorderorientalischer Musikhandschriften
Monday, April 4, 2016
Ein neues Projekt zur Vorbereitung kritischer Editionen wichtiger osmanischer Musikhandschriften des 19. Jahrhunderts startete kürzlich. Das Projekt Corpus Musicae Ottomanicae (CMO) begann im Oktober 2015 und schaltete im März eine Website frei. Das Projekt hat drei Standorte: Münster, Bonn und Istanbul. Projektpartner sind die Universität von Münster (Institut für Musikwissenschaft), das Orient-Institut in Istanbul und die Publikationsplattform perspectivia.net; sie werden gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).
Im 19. Jahrhundert wurde die Hamparsum Notation (siehe Abbildung) entwickelt, um das Repertoire der höfischen und urbanen Kunstmusik in einer zunehmenden Anzahl aufzuzeichnen. Istanbul war hierfür das erste Zentrum, gefolgt von anderen Städten in der Türkei, Syrien und Ägypten. Die westliche Notationsform fand ab der Mitte der 1830er Jahre ebenfalls Anwendung. Osmanische Musik wurde in beiden Notationssystemen weitergegeben und hat damit eine musikalische Tradition bis ins 20. Jahrhundert lebendig gehalten.
In einer ersten Projektphase werden kritische Editionen der zentralen Handschriften in Hamparsum-Notation angefertigt und eine zweite Projektphase widmet sich vornehmlich in westlicher Notation geschriebener Manuskripte. Die Manuskripte umfassen sowohl instrumentale als auch vokale Werke. Die Edition der Liedtexte erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Institut für Arabistik und Islamwissenschaft der Universität Münster. Die Editionen werden Open-Source-Publikationen sein und als Book-on-Demand verfügbar gemacht. Bisher hat das CMO eine standardisierte Liste der relevanten musikalischen Termini veröffentlicht.
Das CMO-Projekt arbeitet mit Wissenschaftlern, Bibliotheken und Archiven zusammen, um Musikmanuskripte zu lokalisieren. Ein Quellenkatalog wurde vom Orient-Institut Istanbul entwickelt, das Information über gedruckte Ausgaben des 19. und 20. Jahrhunderts als auch handschriftliche Quellen sammelt. Dieser Katalog wird mit CMO vernetzt. Das CMO ist ein spannendes Projekt und wir werden ein Auge darauf werden, wenn diese Manuskripte dann weit verbreitet sind.
Abbildung: „Ṣabā pīşrevi” [UsûlDevr-i kebîr, Tanburi Osman Bey (1816 – 1885)], Universitäts- und Landesbibliothek Münster (D-MÜu), Sammlung Jäger, Kapsel 1, Ms.or.3, S. 5; mit freundlicher Genehmigung von Corpus Musicae Ottomanicae veröffentlicht.
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