RISM A-Z: Karl Marx
Monday, March 6, 2017
Heute haben wir vor in unserer Serie RISM A-Z über Karl Marx zu reden – den bayerischen Komponisten und Chordirigenten!*
Karl Marx wurde 1897 in München geboren und musste aufgrund seines Alters am Ersten Weltkrieg teilnehmen. Er wurde 1917 eingezogen und gehörte dem selben Regiment wie der fast gleichaltrige Carl Orff (1895-1982) an. Beide wurden aber an unterschiedlichen Orten eingesetzt. Marx geriet kurz vor Kriegsende bei Ypern in britische Gefangenschaft. Ein Jahr später wurde er entlassen und kehrte nach München zurück. Gudrun Staub beschreibt in einer der wenigen Monographien über Marx einen glücklichen Zufall, der sich zwei Tage nach seiner Rückkehr ereignete: Beim in der Schlangestehen nach Karten für Verdis Requiem, traf Marx auf Orff, der ebenfalls anstand. So wurde Marx im Jahr 1919 Orffs erster Schüler.
Dank den Unterrichtsstunden bei Orff, konnte Marx seine Studien an der Münchner Akademie der Tonkunst fortsetzen. Die musikalischen Bildungseinrichtungen begleiteten Marx für den Rest seines Lebens als Lehrer und Komponist. Nach weiteren Studien lehrte Marx an der Akademie der Tonkunst Musiktheorie, unterrichtete während des zweiten Weltkriegs am Konservatorium in Graz - wo auch seine Lieder für die Hitlerjugend und andere Kompositionen zu nationalsozialistischen Feiern entstanden -, und wirkte zuletzt als Lehrer für Tonsatz und Komposition an der Hochschule für Musik in Stuttgart. Marx starb 1985 in Stuttgart.
Die Musikhandschriften zu Karl Marx werden heute in der Bayerischen Staatsbibliothek aufbewahrt und wurden alle für RISM katalogisiert. Es gibt 541 Einträge zu seinen Werken im RISM Online-Katalog, bei den meisten handelt es sich um Autographe oder Teilautographe. Das erste veröffentlichte Werk von Marx war eine Chorkomposition, wie überhaupt die Vokalwerke überwiegen: unter den Handschriften befinden sich 120 Gesänge, 79 Kanons, Lieder und Kantaten.
Tonaufnahmen von Marx Kompositionen sind nur wenige Online, hier eine Klavierbearbeitung vom Herbstlied (RISM ID no. 453501516):
*Ja, wir haben auch den „anderen“ Karl Marx (1818-1883), dessen Worte in zwei Quellen von Karl Amadeus Hartmann benutzt wurden.
Abbildung: Analyse der Musik von Marx aus Ralf von Saalfeld, “Karl Marx”, in: Zeitschrift für Musik 98 (1931), S. 336, über archive.org.
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