Annual Report 2024
Thursday, March 20, 2025

Zum Zeitpunkt der Vorlage dieses Berichts befindet sich RISM in einer zweijährigen Übergangsphase. Während die Zentralredaktion in Frankfurt am Main noch bis 2024/25 im Rahmen des Akademienprogramms finanziert wird, arbeitet sie nun mit einem reduzierten Budget und muss sich intensiv auf die unvermeidliche „Wachablösung“ im Jahr 2026 vorbereiten. Im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekts wurden Gespräche mit den Staatsbibliotheken in Berlin, Dresden und München sowie mit der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz aufgenommen, um eine dauerhafte neue Struktur zu schaffen, die die Kernaufgaben der Zentralredaktion übernehmen könnte. Auch wenn die Zeit drängt, hoffen wir, dass bis Ende des Jahres eine optimale Lösung gefunden werden kann und im Laufe des Jahres 2026 auch der notwendige Wissenstransfer stattfinden kann, so dass die Nutzerinnen und Nutzer der RISM-Dienste von den strukturellen Veränderungen im Hintergrund wenig bis gar nichts mitbekommen.
Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass die beeindruckenden statistischen Zahlen der Vorjahre nicht wiederholt werden konnten. Derzeit umfasst die RISM-Datenbank etwas mehr als 1.320.000 Handschriftenbeschreibungen - rund 30.000 mehr als zu Beginn des Jahres 2024, was in erster Linie auf die anhaltend hohe Produktivität der deutschen Arbeitsgruppe zurückzuführen ist. Aber auch das Interesse der Forscher an unseren Daten hat weiter zugenommen: 2024 wurde der RISM Catalog von mehr als 160.000 Personen mit fast 1.127.000 Besuchen und ca. 27 Millionen Seitenaufrufen konsultiert - wobei unsere Datenbank inzwischen auch über RISM Online und als Teil eines EBSCO-Abonnementpakets recherchierbar ist.
In dieser Zeit der Neustrukturierung der RISM-Redaktion ist es ein Glücksfall, dass RISM seit 2021 auch über ein Digital Center verfügt, das im Wesentlichen aus der Schweizer RISM-Arbeitsgruppe hervorgegangen ist. Die Zusammenarbeit zwischen den beiden Zentren könnte enger nicht sein: Neben regelmäßigen Videotelefonaten werden kleinere und größere Anliegen und Fragen direkt per Chat und E-Mail geklärt, was zu einer immer intensiveren und nutzerorientierten Weiterentwicklung des Katalogisierungsprogramms Muscat führt. Gleichzeitig arbeiten die beiden Zentren im Hintergrund gemeinsam daran, die Qualität der Altdaten zu verbessern, indem Inkonsistenzen identifiziert, bestehende Datensätze korrigiert und - im Idealfall - Validierungen eingeführt werden, die verhindern sollen, dass Katalogisierer bei Neueinträgen die gleichen Fehler machen. Ein Beispiel dafür sind die mehr als zwei Millionen Musikincipits, deren Analyse und schrittweise Korrektur auch den Boden für eine grundlegende Überarbeitung des für ihre Codierung verwendeten Plain & Easie-Systems bereitet hat. Diese Arbeiten (die noch nicht abgeschlossen sind) wurden erstmals auf dem IAML-Kongress 2024 in Stellenbosch (Südafrika) vorgestellt - ein Ereignis, das RISM auch die Gelegenheit bot, erste direkte Kontakte mit mehreren Institutionen auf dem afrikanischen Kontinent zu knüpfen.
Erwähnenswert ist auch, dass es uns im Jahr 2024 gelungen ist, die Kommunikation mit der breiteren RISM-Gemeinschaft weiter zu intensivieren. Anknüpfend an unsere Tradition der „Muscat Coffee Hours“, die einen informellen Austausch zwischen den Nutzern unseres Katalogisierungsprogramms Muscat und dessen Entwicklern ermöglichen, hatte das RISM Coordinating Committee einen „Muscat RISM Newsletter“ initiiert, von dem 2024 zwei Ausgaben verschickt wurden. Auf der Grundlage unseres Vorschlags auf dem IAML-Kongress 2023 in Cambridge hat die Zentralredaktion außerdem Aufrufe veröffentlicht, in denen die RISM-Arbeitsgruppen und die nationalen IAML-Zweigstellen weltweit aufgefordert werden, sich aktiv an der Überarbeitung der Körperschaftendateien ihrer jeweiligen Länder zu beteiligen. Schließlich haben wir auch die RISM-Katalogisierungsrichtlinien, die bisher nur innerhalb unserer Katalogisierungsumgebung zugänglich waren, allen Besuchern der RISM-Website zugänglich gemacht, um unsere Arbeit sichtbarer zu machen und die über Jahrzehnte bei RISM gesammelten Erfahrungen mit der breiteren Fachgemeinschaft zu teilen. Mit all diesen Maßnahmen versucht RISM, seine Türen weiter zu öffnen und hofft, dadurch langfristig (nach Abschluss der oben erwähnten Umstrukturierung) eine noch zentralere Rolle im Bereich der musikalischen Quellenforschung spielen zu können.
Ein wichtiger Aspekt dieser Zukunftsperspektiven ist die vertiefte Analyse der RISM-Daten, um ihre (Wieder-)Nutzbarkeit in anderen Kontexten zu erhöhen und sie mit anderen Datensätzen zu verknüpfen - Anliegen, die insbesondere das Digital Center betreffen. Das Berner Team hat bereits zahlreiche Schritte in diese Richtung unternommen, u.a. durch die Weiterentwicklung von RISM Online im Hinblick auf sein Linked-Data-Potenzial, durch die Überprüfung und Optimierung der RISM-Verweise in Wikidata oder durch die Untersuchung, wie die kombinierte Suche, die auch Datensätze aus DIAMM (Digital Image Archive of Medieval Music) abfragt, durch die Einbeziehung weiterer externer Datensätze erweitert werden könnte.
Den ausführlichen Jahresbericht 2024 finden Sie auf der RISM-Webseite.
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