Jahresbericht 2022
Thursday, March 9, 2023
Während die Arbeit der RISM-Zentralredaktion in Frankfurt durch die diversen Corona-Einschränkungen nicht stark beeinträchtigt wurde, machte die allmähliche Rückkehr zu persönlichen Begegnungen auf großen Konferenzen das Jahr 2022 unweigerlich zu einer “Retour à la vie” für die gesamte RISM-Gemeinschaft. Dies ermöglichte es uns, mit diversen Fachprogrammen das 70-jährige Bestehen des RISM gebührend zu würdigen: Die Jahrestagung der International Association of Music Libraries (IAML) in Prag wurde um einen speziellen “RISM-Tag” (30. Juli 2022) erweitert, der eine hervorragende Gelegenheit zu ausführlichen Gesprächen mit einigen unserer engagiertesten Mitarbeiter und Nutzer bot, während der alle fünf Jahre stattfindende IMS Kongress in Athen der unter dem denkwürdigen Motto “Music across Borders” stand, es uns ermöglichte, bei einem runden Tisch mit dem Titel “RISM at 70: Perspectives of a Project without Borders” einen Rückblick auf unsere Geschichte zu werfen und über die Möglichkeiten der weiteren Entwicklung nachzudenken.
Der Höhepunkt dieses RISM-Jahres war jedoch zweifellos unsere eigene Jubiläumstagung, die vom 7. bis 9. Oktober 2022 in der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz stattfand und unter dem Titel “Musical Sources: Past and Future” einen Überblick über das Forschungsfeld geben wollte, in dem das RISM seit sieben Jahrzehnten eine wichtige Rolle spielt. Als symbolische Geste begann diese Konferenz mit der dritten RISM Lecture, die - in Erweiterung des europäischen Schwerpunkts der ersten beiden Lesungen - die Aufmerksamkeit auf die in den Archiven der Kathedrale von Mexiko-Stadt aufbewahrten Quellen lenkte, und zwar durch drei miteinander verbundene Vorträge von Lucero Enríquez (Universidad Nacional Autónoma de México), Drew Edward Davies (Northwestern University) und Analía Cherñavsky (Universidade Federal de Integracāo Latino-Americana). Gegen Ende des Jahres gipfelte diese Reihe von Jubiläumsveranstaltungen in der Veröffentlichung einer Sonderausgabe der Zeitschrift Fontes Artis Musicae (vol. 69/3) “In Celebration of RISM’s Seventieth Anniversary”, die von Nicole Schwindt herausgegeben wurde.
Ein weiterer Höhepunkt des Jahres war die offizielle Einweihung von RISM Online, einem neuen, vom RISM Digital Center in Bern entwickelten Dienst, der nicht nur als neuer Zugang zu den RISM-Daten im Allgemeinen gedacht ist, sondern auch einzigartige Funktionalitäten wie den direkten Zugriff auf Normdaten, eine Suche nach Notenincipits, die die relevanten Noten in der Trefferliste rot hervorhebt, oder die Verwendung von URLs, die einfach aus dem Browserfenster herauskopiert werden, als stabile und zitierfähige Permalinks bietet. Ungeachtet dieser neuen Möglichkeit greifen die meisten unserer Nutzer nach wie vor über den traditionellen, von der Bayerischen Staatsbibliothek entwickelten und gepflegten RISM Catalog auf die RISM-Datenbank zu, der auch im Jahr 2022 immer intensiver genutzt wurde: Im Durchschnitt wurde der Katalog von rund 11.330 Personen pro Monat mit 30.140 Besuchen aufgerufen (jährlich: 136.000 Personen mit 361.700 Besuchen und 15,7 Mio. Seitenaufrufen).
Wie in den letzten Jahren hat die RISM-Zentralredaktion versucht, das für unsere Benutzer verfügbare Quellenmaterial zu erweitern, indem sie sich nicht nur auf die laufende Katalogisierungstätigkeit der traditionellen Arbeitsgruppen stützte (von denen sich die deutsche und die polnische auch im Jahr 2022 als die aktivsten erwiesen), sondern auch Datensätze aus externen Datenbeständen importierte. Neben einem bescheidenen, aber im Vergleich zu unserem früheren Datenbestand doch beachtlichen Zuwachs aus dem mexikanischen Musicat-Projekt (das auch das Thema der oben erwähnten RISM-Lecture inspirierte) konnten wir über 47.000 Datensätze aus der Österreichischen Nationalbibliothek aufnehmen. Auch dadurch umfasste der gesamte RISM-Datenpool am Ende des Jahres 1.459.458 Datensätze für Beschreibungen musikalischer Quellen, darunter 1.240.932 Datensätze für Handschriften und 216.130 für Notendrucke. Inzwischen ist auch die Zahl der Links zu digitalen Objekten auf über 110.000 angestiegen - auch hier ein beachtlicher Zuwachs um mehr als 24.000.
Während sich die meisten unserer jüngsten Arbeiten (einschließlich der oben beschriebenen Importprojekte) auf Handschriften konzentrieren, brachte das Jahr 2022 den Abschluss eines wichtigen Projekts im Zusammenhang der Notendrucke mit sich: alle über 2.700 Datensätze, die gedruckte Sammlungen des 16. und 17. Jahrhunderts repräsentieren (ursprünglich in Band B/I der klassischen blauen RISM-Reihe enthalten), sind nun vollständig überarbeitet und in der RISM-Datenbank verfügbar. Und um daran zu erinnern, dass auch die B-Reihe der blauen RISM-Bände nicht völlig der Vergangenheit angehört: B/XVIII,1 — ein Katalog von Les sources manuscrites des séquences et proses notées (IXe–XVIe siècles) France — erschien im Herbst, herausgegeben von Christian Meyer.
Den ausführlichen Jahresbericht 2022 finden Sie auf der RISM-Webseite.
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