Fontes Sonderausgabe: In Celebration of RISM’s Seventieth Anniversary

Thursday, November 10, 2022

Die neueste Ausgabe der Zeitschrift Fontes artis musicae ist eine Sonderausgabe mit dem Titel In Celebration of RISM’s Seventieth Anniversary. Die Gastherausgeberin Nicole Schwindt (Vorsitzende der RISM-Arbeitsgruppe, Deutschland) beschreibt den Weg, den RISM in den sieben Jahrzehnten seit der Gründung des Projekts zurückgelegt hat, und schreibt im Vorwort der Ausgabe, dass “the founders might have been surprised but satisfied at how literally the approach of compiling an international inventory of musical sources has been realised in the long run.” Neben den Fortschritten steht die Gewissheit, dass noch viel Arbeit zu leisten ist. Die vier Artikel des Sonderheftes behandeln “the new opportunities that have recently opened up for RISM, but also about lacunae that are now beginning to be addressed.”

Die Sonderausgabe von Fontes ist über Project Muse (Abonnement erforderlich) oder die IAML Website für IAML Mitglieder zugänglich.

Inhalt:

  • Editor’s Preface von Nicole Schwindt

  • “Fifty Years with the Fondo Cappella Sistina of the Biblioteca Apostolica Vaticana” von Richard Sherr, basierend auf seinem Vortrag bei der ersten RISM Lecture
    Abstract: Der Beitrag enthält Betrachtungen über die Forschungsgeschichte zu den musikalischen Quellen im Bestand der Cappella Sistina der Biblioteca Apostolica Vaticana(RISM Catalog | RISM Online): von den Anfängen mit Giuseppe Baini und Franz Xaver Haberl im 19. Jahrhundert über die Untersuchungen, die im 20. Jahrhundert von Knud Jeppesen, Joshua Rifkin, dem Autor und anderen angestellt wurden, bis hin zur Aufnahme der handschriftlichen Quellen des 16. Jahrhunderts in den RISM-Katalog. Ein Anhang versammelt Indizien, die nahelegen, dass der Hauptschreiber des Medici-Codex (1518) als Giovanni Maria Borsetto identifiziert werden kann, der 1522 für kurze Zeit offizieller Schreiber der päpstlichen Kapelle war.

  • “Maurizio Cazzati’s ‘Unsold Music’” von Rodolfo Zitellini
    Abstract: Begriffe wie „Geschäft”, „Vermarktung” und „Eigenwerbung” werden selten im Zusammenhang mit Musikern gebraucht, schon gar nicht bei Komponisten des 16. und 17. Jahrhunderts. Der italienische Musiker Maurizio Cazzati (1616–1678; RISM Catalog | RISM Online) war sich sehr wohl der Bedeutung des Druckmediums als Mittel der Selbstinszenierung bewusst. Während seiner langen Karriere unternahm er große Anstrengungen, seine Werke zu veröffentlichen und zu verbreiten. Durch sein lebenslanges Engagement im Notendruck-Metier schuf er ein bemerkenswertes musikalisches Œuvre, das insofern für seine Zeit ziemlich einzigartig war, als es fast zur Gänze gedruckt wurde. Eine Untersuchung von Cazzatis Produktion als Komponist und Drucker demonstriert seine Sorgfalt und die Gewissenhaftigkeit, mit der er sein Korpus plante. Ebenso wird sein Bemühen um hochwertige Druckausgaben transparent und wie er die künstlerische Kontrolle darüber ausübte. Insbesondere wird auf ein noch nicht ausreichend untersuchtes Inventar seiner Offizin eingegangen, das nach seinem Tod erstellt wurde. Dadurch wird es möglich, einige verloren geglaubte Drucke zu identifizieren und das verworrene Schicksal von weiteren zu erhellen. Insgesamt bestätigt sich, dass das Notendruckgewerbe im 17. Jahrhundert ein komplexes und noch nicht ganz verstandenes Phänomen ist.

  • “Die Notenautographe (1825–1884) im Album von Ferdinand Hiller: Überblick, Einordnung, Quellenwert” von Henrike Rost
    Abstract: Musikbezogene Stammbücher des 19. Jahrhunderts, aus dem Umfeld der künstlerischen Eliten, kennzeichnen sich durch ihre signierten Einträge, die in der Regel mit Datum und Ortsangabe versehen wurden. In Hinblick auf den musikphilologischen Quellenwert dieser Alben Rücken die enthaltenen Notenhandschriften und die Suche nach unbekannten Kompositionen und Fassungen in den Fokus. Mit dem Stammbuch bzw. Autographenalbum des Pianisten, Komponisten und Kölner Musikdirektors Ferdinand Hiller (1811–1885) liegt ein Konvolut mit über 350 Beiträgen (RISM Catalog | RISM Online) vor. Neben Versen, Denksprüchen, Briefen und Zeichnungen umfasst es insgesamt 146 Notenautographe aus dem Zeitraum zwischen 1825 und 1884. Diese gehen zurück auf Komponisten wie Johannes Brahms, Frédéric Chopin, Franz Liszt, Gioachino Rossini, Robert Schumann und viele andere. Es handelt sich zum einen um Zitate aus Klavier- und Instrumentalwerken, aus Opern und Sinfonien, weiterhin um Kanons, zum anderen um vollständige Stücke, vor allem Klavierpiecen und Lieder. Der Beitrag zielt darauf, diese ,musikalischen’ Stammbuchblätter, die den Albumeigner zumeist persönlich adressieren, erstmals übersichtlich zu erschließen und einzuordnen.

  • “‘Pure or Tainted?’ Representing a Source of Colonial Bengali-English Music in RISM” von Emerson Morgan, Christina Linklater, and Pramantha Tagore
    Abstract: 2019 erstellte die US-amerikanische Arbeitsstelle von RISM einen Katalogeintrag für eine Musikhandschrift der Oper Satī ki kalaṅkinī (‘Rein oder befleckt?’) von Nāgendranath Bandyopādhyāẏ und Modan Mohan Barmaṇa (RISM ID no. 1001079017; RISM Catalog | RISM Online). Sie entstand 1876 in Kalkutta und wird jetzt in der Bibliothek der Harvard University verwahrt. Das Manuskript präsentiert den Textteil (in Bengalisch und Englisch) mit jeweils zugehöriger musikalischer Notation in synoptischer Darstellung. Man unternahm die Katalogisierung als Testfall, um daran Möglichkeiten zu erproben, wie nicht-europäische Musik in RISM integriert werden kann, sehr wohl eingedenk der ambivalenten Herausforderung, für eine ‚indische’ Vergangenheit zu sprechen. Der Beitrag befasst sich insbesondere mit den ethischen Fragen der Transkription und Darstellungsweise und berücksichtigt auch die kulturelle Dimension der Quelle. In letzter Zeit haben aufgrund der Sensibilisierung für Diversität, Gleichstellung, Inklusion und Antirassimus Fragen der adäquaten Repräsentation eine besondere Bedeutung in den wissenschaftlichen Bibliotheken der USA erlangt. Insofern versteht sich die Fallstudie als Beitrag zu einem solideren und realistischeren Verständnis globaler Musikkulturen, auch solchen aus kolonialen Kontexten.

Hier veröffentlichte Abstracts mit freundlicher Genehmigung.

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Kategorie: Neuerscheinungen


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