"Amandus Ivanschiz: His Life and Music" von Maciej Jochymczyk
Thursday, June 23, 2016
Dr. Maciej Jochymczyk, Dozent am Musikwissenschaftlichen Institut der Krakauer Jagiellonen-Universität, hat kürzlich sein zweites Buch zum Werk des Amandus Ivanschiz vorgelegt, nachdem er 2014 einen Band über dessen Sakralmusik in polnischer Sprache publiziert hatte: Muzyka religijna u progu klasycyzmu. Amandus Ivanschiz OSPPE (1727-1758) [Geistliche Musik an der Schwelle des klassischen Zeitalters. Amandus Ivanschiz OSPPE (1727-1758)], (Lublin: Wydawnictwo Polihymnia, 2014).
Amandus Ivanschiz: His Life and Music. With a Thematic Catalog of Works (Kraków: Musica Iagellonica, 2016)
Dieses Buch wird sicher breitere Beachtung finden, zumal es über diesen Komponisten geboren in Wiener Neustadt mit familiären Wurzeln im Burgenland bis dato wenig einschlägige Fachliteratur gab. Das Buch ist zweiteilig und enthält neben gesicherten neuen Erkenntnissen über Leben und Werk des Komponisten, die auf eine breite Quellenbasis gestellt sind, einen umfangreichen thematischen Werkkatalog, der sowohl Ivanschiz’ Sakralmusik, als auch die Instrumentalwerke mit einschließt.
P. Amandus Ivanschiz’ OSPPE (1727–1758) musikalisches Wirken steht exemplarisch für eine Zeit, in der das klösterliche Musikleben eine Blüte erfuhr. Ivanschiz wirkte in Klöstern in Ranna, Wiener Neustadt, Rom und Graz. Dieser Teil des Musiklebens in der Mitte des 18. Jahrhunderts ist noch nicht ausreichend erforscht. Somit stellt das vorliegende Buch eine sehr gute Basis für die weitere Forschung zum klösterlichen Musikleben Europas dar.
Nach neueren Erkenntnissen verstarb Ivanschiz bereits im Jahre 1758 mit nur 31 Jahren, viel früher also, als bisher angenommen wurde. Das hat Konsequenzen für die Datierung seines Werkes und die Bewertung seines musikalischen Personalstils sowie des Zeitstils in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Trotz seines frühen Todes hat Ivanschiz ein recht umfangreiches Œuvre hinterlassen. Neben circa fünfzig großen Sakralwerken wie Messen, Oratorien, Litaneien, Vespern und Antiphonen sind über dreißig Instrumentalwerke erhalten. Vor allem Symphonien und Streichtrios sind dokumentiert. Insgesamt existieren noch nahezu dreihundert Abschriften seiner Werke in verschiedenen Archiven und Bibliotheken in elf europäischen Ländern. Das zeigt die weite Verbreitung und Popularität dieser Musik im 18. Jahrhundert. Beim RISM sind bisher 158 Musikhandschriften dokumentiert und verweisen auf die neue Publikation mit dem Kürzel JochAI. Ein Großteil der Werke Ivanschiz’ wurde immer wieder von ihm selbst und von Kopisten neu bearbeitet und für einzelne Aufführungen angepasst. Die vielen Varianten seiner Werke stehen für die Aufführungspraxis ihrer Zeit und einen wandlungsfähigen Werkbegriff.
Der vorliegende Band ist der erste, der eine kritische Bestandsaufnahme des Werkes von Ivanschiz vornimmt auf der Grundlage der überlieferten handschriftlichen Musikquellen. Er ergänzt somit ein Stück weit unser Bild von der vorklassischen Periode und der klösterlichen Musikpraxis darin.
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