Eine Neuerscheinung zum Grenzgänger Friedrich Ludwig Æmilius Kunzen
Friday, May 27, 2016
Der Komponist Friedrich Ludwig Æmilius Kunzen (1761-1817). Gattungen, Werke, Kontexte, hrsg. von Melanie Wald-Fuhrmann und Christiane Wiesenfeldt, Köln, Weimar, Wien: Böhlau Verlag 2015, ISBN 978-3-412-22275-8
Der in Lübeck geborene Komponist, dessen Vorfahren als Organisten an der dortigen Marienkirche wirkten, war hauptsächlich in Dänemark tätig. 1785 zog er nach Kopenhagen, um sich seiner musikalischen Laufbahn zu widmen. Schon vier Jahre später wurde dort die Oper Holger Danske uraufgeführt. Nach Zwischenstationen in Berlin, Frankfurt am Main – wo er die Sängerin Johanna Margaretha Antonetta Zuccarini (1766–1842) heiratete – und Prag lebte er ab 1795 wieder in Kopenhagen und wurde zum Musikdirektor des Königlichen Orchesters ernannt. Halleluja der Schöpfung lautete der Titel des Oratoriums das von allen Chören der Zeit gesungen wurde und zu den bekanntesten Werken von Kunzen gehört. Er starb am 28. Januar 1817 an einem Schlaganfall. Schon bald nach seinem Tod war er vergessen.
Anlässlich des 250. Geburtstags im Jahr 2011 beschäftigte sich die Musikhochschule in Lübeck im Rahmen einer Tagung wieder eingehender mit der Person Kunzens und seinem Werk. Der Tagungsband vereint die gewonnenen Ergebnisse. So untersucht beispielsweise Siegfried Oechsle das „g-Moll“ im Werk Kunzens, das musiktheatralische Programm in Kopenhagen im 19. Jahrhundert wird von Jens Hesselager analysiert, Heinrich W. Schwab stellt das Oratorium Opstandelsen (1796) in den Mittelpunkt seiner Ausführungen, mit der Dramaturgie des Winzerfestes – einem weiteren Erfolgsstück des Deutsch-Dänen – beschäftigt sich Michaela Kaufmann und Melanie Wald-Fuhrmann widmet sich dem Liedschaffen.
Mit Opern, Singspielen, Sinfonien, Oratorien, Kantaten, Liedern und Klaviermusik umspannte Kunzen das ganze Gattungsspektrum seiner Zeit. Die Beiträge des Tagungsbands spiegeln diese Schaffensvielfalt wider und hinterfragen auch die Entstehungsbedingungen, soziale Funktionen und stilistischen Umbrüche um 1800. Ein Anhang mit einer Werkübersicht, Diskographie und Bibliographie regen zur weiteren Beschäftigung mit dem Komponisten und seinem Werk an.
Der RISM Online-Katalog bietet 377 Nachweise zu Friedrich Ludwig Æmilius Kunzen mit sechs Digitalisaten.Und die Quellen stammen nicht nur – wie vielleicht zu vermuten wäre – aus Det Kongelige Bibliotek Kopenhagen (DK-Kk) und der Bibliothek der Hansestadt Lübeck (D-LÜh), sondern liegen beispielsweise auch in Übersee (US-Wc), Österreich (A-Wn) und Polen (PL-WRu).
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