Barbara Strozzi: Eine venezianische Komponistin des 17. Jahrhunderts

Vivian Tompkins

Monday, July 3, 2017

Der folgende Beitrag stammt von Vivian Tompkins, unserer Praktikantin in der Zentralredaktion Frankfurt im Sommer 2017:

Dieses Jahr feiert die Stadt Venedig das 450. Geburtsjahr Claudio Monteverdis (1567-1643). Monteverdi ist bestimmt der bekannteste Komponist, der während des 17. Jahrhunderts in Venedig wohnte und arbeitete, aber die damalige Hauptstadt der Republik Venedig war auch die Heimat von vielen anderen wichtigen Musikern, deren Aufführungen und Kompositionen die wesentlichsten Gattungen des Barocks prägten. Dazu zählt die Komponistin und Sängerin Barbara Strozzi (1619-1677).

In dem einzigen überlieferten Porträt von Strozzi sehen wir eine offensichtlich musikalische Frau. Sie hält eine Viola da Gamba und steht neben einer Sammlung von Vokalstücken und einer Geige. Dieses Porträt wurde von Bernardo Strozzi (ca. 1581-1644; kein Verwandter von Barbara) gemalt, vermutlich im gleichen Jahrzehnt, in dem er sein berühmtes Porträt von Monteverdi schuf. Barbara Strozzis musikalische Karriere verlief allerdings ganz anders als die Karriere Monteverdis. Tatsächlich waren Strozzis Aufführungen und Werke in vieler Hinsicht einzigartig. Sie lebte in einer Gesellschaft, in der eine Frau normalerweise nur öffentliche Musik (als Opernsängerin) oder private Musik (als Kurtisane) machen konnte, doch ihre Musik war sowohl öffentlich als auch privat. Als Adoptivtochter vom Dichter Giulio Strozzi, dessen Texte von Monteverdi vertont wurden, hatte Barbara Strozzi einzigartige musikalische Gelegenheiten und Beziehungen. Sie studierte Komposition bei dem großen Opernkomponisten Francesco Cavalli und konnte sogar ihre Kompositionen publizieren. Auf der Bühne der venezianischen Oper sang sie aber nie, sondern sie trat in der privaten intellektuellen Akademie ihres Vaters auf.Die Männer der so-genannten „Accademia degli Unisoni“ waren wahrscheinlich das einzige Publikum, das Strozzis Aufführungen erlebte.

Obwohl Strozzis Aufführungen in einer privaten Sphäre stattfanden, wurde ihre Musik auch außerhalb bekannt, denn sie publizierte acht Bänder ihrer Kompositionen. Die meisten dieser Werke gehören einer einzelnen Gattung an: die Kammerkantate. Da Strozzi selbst diese Stücke vermutlich sang und spielte, sind sie zum großen Teil für Sopran und Basso continuo gesetzt. Viele der Texten handeln vom Leid verursacht durch Liebe, ein wichtiges Thema in den Debatten der Akademie. Um dieses Thema musikalisch zu unterstreichen, schuf Strozzi häufige und plötzliche Kontraste zwischen rezitativischen und ariosen Abschnitten in ihren Werke. Während die Mehrheit ihres Oeuvres aus Kammerkantaten besteht, komponierte Strozzi auch Madrigale, kurze Arien und Motetten.

Der RISM Online-Katalog verzeichnet alle Sammeldrucke Strozzis, die überliefert sind, also op. 1-3 und 5-8 (leider ist ihr Opus 4 verschollen). Darüber hinaus findet man Abschriften von ihren Arien und anderen Vokalstücken. Die Liste von Bibliotheken, in denen sich diese Quellen befinden, ist relativ lang und vielfältig: die British Library (RISM Bibliothekssigel GB-Lbl, 3 Quellen), Biblioteka Uniwersytecka Wrocław (RISM Bibliothekssigel PL-WRu, 1 Quelle), Museo internazionale e biblioteca della musica di Bologna (RISM Bibliothekssigel I-Bc, 3 Quellen) und die Staatsbibliothek zu Berlin (Bibliothekssigel D-B, 2 Quellen) sind nur ein paar Beispiele. Außerdem sind Strozzis op. 1, op. 6 und op. 7 als Digitalisate verfügbar. Klicken Sie auf die obigen Links, um ihre publizierte Bänder näher zu untersuchen.

Abbildung: Bernardo Strozzi, Eine Gambenspielerin, ca. 1630-1640, Gemäldegalerie Alte Meister (Dresden), via Wikimedia Commons.

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