Hippolyte Chélard @ RISM

Martina Falletta

Thursday, March 3, 2011

Hippolyte-André-Jean-Baptiste Chélard (1. Februar 1789, Paris – 12. Februar 1861, Weimar) künstlerische Karriere begann am 29. Juni 1827 mit der Aufführung der Tragédie lyrique Macbeth in der Académie royale de musique, die ziemlich exakt ein Jahr später (20. Juni 1828) in einer überarbeiteten deutschen Fassung am Münchner Hoftheater gespielt wurde. König Ludwig I. war derart begeistert von der Oper, dass er Chélard zum bayerischen (Titular-)Hofkapellmeister ernannte. Die Misserfolge, die Chélard in Paris erfuhr, und die politische Situation, die das Musikleben in Paris zum Erliegen brachte, bestärkten Chélard 1830 in seiner Entscheidung seine Heimat zu verlassen und nach München überzusiedeln. Im Jahr 1832 hielt sich Chélard in London auf und fungierte dort als Musikdirektor der Deutschen Oper. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland im Sommer 1833, wirkte er als Dirigent der Opern und Konzerte in Augsburg. 1840 wurde ihm die Hofkapellmeisterstelle in Weimar in der Nachfolge von Johann Nepomuk Hummel angeboten. Mit dem Auftreten des gefeierten Virtuosen Franz Liszt ab 1842 als neuer außerordentlicher Kapellmeister, wurde verstärkt gegen Chélard polemisiert. „Ab 1848, als Liszt sich endgültig in Weimar niedergelassen hatte, wurde Chelard auch seiner letzten Aufgaben entbunden und 1852 offiziell in den Ruhestand geschickt.“ (Annette Vosteen, MGG2, Bd. 4, Kassel 2000, Sp. 820) Chélard versuchte durch verschiedene längere Reisen und die Aufführung neuer Werke wieder in der französischen Hauptstadt Fuß zu fassen, was ihm aber trotz kurzzeitiger Erfolge nicht recht gelang. Er kehrte nach Weimar zurück und verbrachte dort zurückgezogen seinen Lebensabend.

Chélard gilt als Vertreter der sogenannten französischen Neuromantik in Deutschland. Seine Werke ähneln in der musikalischen Sprache denen von Hector Berlioz. „Durch seine expressive musikalische Sprache wurde Chelard zum wichtigen Wegbereiter nicht nur unmittelbar für Berlioz, dessen Konzertreise nach Deutschland er 1843 nachhaltig unterstützte, sondern ironischerweise auch für die Neudeutschen, deren Vertreter ihn lange Zeit so polemisch bekämpft hatten.“ (Ebd., Sp. 822)

Kaum etwas von Chélards Werken ist zu Lebzeiten gedruckt worden. Wesentlich mehr wurde posthum veröffentlicht. Hier nur eine kleine Auswahl:

  • Solfèges á plusieurs parties, Paris: Lemoine, Selbstverlag 1821; 2/1825

  • Klavierauszug von Macbeth, bearbeitet von Theodor Lachner, München: Falter & Sohn, 1828

  • Ouverture zu der Oper Mitternacht. Im Clavierausz. zu 4 Händen einger. von Hermann Bonn, [München: Falter ca. 1832]

  • Festcantate zur Feier des Einzugs des Erbgroßherzogs Carl Alexander und der Frau Erbgroßherzogin Sophie von Sachsen-Weimar-Eisenach, am 21. October 1842 componiert von Andreas Hippolite Chelard, Weimar: Voigt [ca. 1842]

  • Album für Gesang (mit Original-Beiträgen von A. H. Chelard),hrsg. von Rudolf Hirsch, Leipzig: Bösenberg 1843

  • Symphonies vocales ou Solfèges d’ensemble, Paris: Lemoine 1856

  • Azione eroico-lirica Le aquile romane, Turin: F. Blanchi, o.J. [1864p]

  • Potpourri über Motive der Oper: Macbeth von A. H. Chelard, Wolfenbüttel: Holle [ca. 1880] (Opern-Bibliothek für das Pianoforte)

  • Ouvertüre zur Oper Die Hermannsschlacht für grosses Orchester arrangiert von Wilh. Pötzsch, München: Aibl (1891)

  • Ouvertüre zur Oper Die Hermannsschlacht für kleines Orchester, München: Aibl (1892)

  • Marche hongroise für 2 Klaviere zu 8 Händen bearb. von Léon Lemoine (1855-1916), Paris, Bruxelles: H. Lemoine [1905], Impressum: Impr. A. Chaimbaud; Neuauflage: Kempten: Helm & Baynov 2005

Von den ca. 200 Nachweise im Online-Katalog des RISM zählen über 30 Einträge zur heroischen Oper Macbeth, Chélards berühmtestem Werk.

Von den gedruckten Libretti stehen jenes zur Oper Macbeth (Macbeth. Heroische Oper in vier Aufzügen, Musik von Andreas Hypolite Chelard. Nach dem Franz. des Rougêt de Lille frei bearb. von Cäsar Max Heigel, München: [s. n., ca. 1829]) von der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main und jenes zur Operette Der Student von der Bayerischen Staatsbibliothek München digital zur Verfügung (Chelard, Hippolyte-André-Jean-Baptiste / Lurieu, Jules Joseph Gabriel de / Dumersan, Théophile Marion: Gesänge zu der Operette in einem Akt: Der Student, München: George Jaquet, 1832).

Der 150. Todestag des französischen Komponisten und Violinisten wird wohl weitgehend unbeachtet bleiben …

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