Frühe Quellen der Englischen Suiten J.S. Bachs in Leipzig vereint
Thursday, March 28, 2024
Der folgende Beitrag erschien zuerst beim Bach Archiv Leipzig und wird hier mit freundlicher Genehmigung wiedergegeben.
Neues aus unserer Sammlung
Frühe Quellen der Englischen Suiten J.S. Bachs in Leipzig vereint
Die »Englischen Suiten« – eine der bekanntesten Werksammlungen für Tasteninstrumente Johann Sebastian Bachs – sind nicht im Original überliefert. Dank einer Schenkung der britischen Unternehmerfamilie Kohn sind die ältesten Abschriften der Suiten nun in Leipzig vereint und erstmals öffentlich zugänglich: Ab dem 2. Februar 2024 werden die vier Manuskripte von der Hand des Bach-Schülers Heinrich Nikolaus Gerber in der Schatzkammer des Bach-Museums Leipzig gezeigt.
Johann Sebastian Bachs sogenannte »Englische Suiten« gehören zu den Meisterwerken der späten Weimarer und frühen Köthener Jahre des Komponisten. Den um 1724/25 von Bachs Privatschüler Heinrich Nikolaus Gerber in Leipzig angefertigten Abschriften von vier der Suiten kommt eine besondere Bedeutung zu: Es handelt sich um die frühesten bekannten Quellen der Kompositionen, die direkt unter den Augen des Thomaskantors entstanden sein müssen.
Die Handschriften Gerbers galten jahrzehntelang als verschollen. Später befanden sie sich im Privatbesitz des britischen Pharmakologen, Musikers, Bach-Liebhabers und Mäzens Sir Ralph Kohn (1927–2016), der in Leipzig als Kind eines jüdischen-orthodoxen Textil-Kaufmanns geboren wurde. 1933 musste Ralph Kohn mit seiner Familie vor den Nationalsozialisten aus Leipzig fliehen, blieb seiner Geburtsstadt und ihrer reichen Musiktradition jedoch Zeit seines Lebens emotional verbunden. Am 1. Februar 2024 präsentierte der Direktor des Bach-Archivs Leipzig, Prof. Dr. Dr. h.c. Peter Wollny, die vier Quellen erstmals im Rahmen eines Pressetermins der Öffentlichkeit.
Prof. Dr. Peter Wollny: »Sir Ralph Kohn war Gründungsmitglied des Kuratoriums der Stiftung Bach-Archiv Leipzig und hatte diesem 2011 zwei der Abschriften übertragen. In diesem Jahr erhielten wir von seiner Tochter Michelle Kohn die beiden anderen zum Geschenk. Ich bin der Familie Kohn zutiefst dankbar, dass wir so die Möglichkeit haben, diese vier bedeutsamen Quellen erstmals und vereint öffentlich in der Schatzkammer des Bach-Museums Leipzig zeigen zu können.«
Abbildung: Titelblatt und erste Notenseite der Englischen Suite d-Moll, BWV 811 (c) Sammlung Bach-Archiv
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