Neuer Musik-Katalog online: über 700.000 Nachweise
Wednesday, June 30, 2010
Der neue Katalog des Internationalen Quellenlexikons der Musik (RISM) gibt einen Einblick in bisher unerreichbare Schätze der Musikgeschichte.
Seit Juni 2010 wird ein neuer, kostenfreier Online-Katalog zur Musik angeboten. Etwa 700.000 Nachweise von meist handschriftlichen Quellen werden in dieser Datenbank ausführlich nach wissenschaftlichen Kriterien katalogisiert angeboten. Die Handschriften werden heute in Hunderten von Bibliotheken und Archiven weltweit aufbewahrt. In ihnen sind musikalische Werke von 30.000 Komponisten überliefert.
Der Katalog wurde ermöglicht durch eine Kooperation zwischen dem Internationalen Quellenlexikon der Musik (Répertoire International des Sources Musicales, kurz RISM), der Bayerischen Staatsbibliothek und der Staatsbibliothek zu Berlin.
Obwohl es seit 500 Jahren den Notendruck gibt, waren bis weit in das 19. Jahrhundert Handschriften eine wesentliche Grundlage der musikalischen Überlieferung – vieles wurde nie gedruckt, seien es Opern, Sinfonien oder Kirchenmusik. Diesen gewaltigen Fundus für Forschung und Musikpraxis zugänglich zu machen, hat sich das RISM zum Ziel gesetzt, dessen von Forschern in über 30 Ländern erarbeitete Datenbank nun kostenfrei über das Internet abgerufen werden kann. Viele der in diesen Ländern katalogisierten Bestände von Bibliotheken und Archiven wurden im Rahmen des Projekts erstmals verzeichnet und sind so überhaupt erst für eine breite Öffentlichkeit zugänglich.
Die Katalogeinträge umfassen u.a. Angaben zu den Komponisten (mit Lebensdaten), Titel und Besetzung der Kompositionen mit Nachweisen zu deren Verzeichnung in der Fachliteratur. Die Handschriften selbst werden ausführlich beschrieben im Blick auf deren Schreiber, Herkunft und Entstehungszeit. Zudem wird fast jedes Werk durch Musikincipits, d.h. den Beginn der wichtigsten Stimmen in Notenschrift, eindeutig identifizierbar.
Die Datenbank gibt nicht nur Auskunft über die Verbreitung der Werke heute noch bekannter Komponisten, sondern liefert auch eine Fülle von Informationen über die vielen in ihrer Zeit geschätzten, heute aber wenig bekannten oder vergessenen Tonkünstler. Für die Musikgeschichte stellt die Datenbank daher ein Instrument von unschätzbarem Wert dar und ermöglicht auch der musikalischen Praxis zahlreiche „Ausgrabungen“ und Wiederentdeckungen.
Verschiedene Suchfelder erlauben nicht nur die Recherche nach bestimmten Komponisten, Werktiteln oder musikalischen Besetzungen, sondern auch nach der Herkunft und der Entstehungszeit der Handschriften oder nach anderen Personen wie Textdichtern, Vorbesitzern und Widmungsträgern.
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