Jahresbericht 2023
Thursday, March 14, 2024
Die RISM-Datenbank erreichte Ende 2023 nach mehreren Jahren intensiver Weiterentwicklung einen neuen Höchststand von 1,5 Millionen Datensätzen zu Musikquellen, die sowohl über den klassischen RISM-Katalog als auch über die neu entwickelte RISM-Online-Schnittstelle frei recherchierbar sind. Dieser beeindruckende Zuwachs ist zum einen auf die kontinuierliche Katalogisierungstätigkeit unserer internationalen Arbeitsgruppen zurückzuführen (von denen sich die deutsche, polnische und tschechische Arbeitsgruppe auch im Jahr 2023 als die aktivsten erwiesen haben), zum anderen aber auch auf die weitere Veröffentlichung von Daten aus dem vom Istituto Centrale per il Catalogo Unico verwalteten italienischen Verbundkatalog durch die RISM-Zentralredaktion. Insgesamt umfasste der RISM-Datenpool zum Jahresende mehr als 1.290.000 Datensätze zu Beschreibungen von Musikhandschriften und mehr als 232.000 Datensätze zu Musikdrucken, während die Zahl der Links zu digitalen Objekten um fast 26.000 auf ca. 136.000 anstieg.
Darüber hinaus wurde der Zugang zu noch mehr RISM-relevanten Daten durch die Erweiterung von RISM Online durch das RISM Digital Center ermöglicht, durch die Nutzer dieser Schnittstelle nun auch Treffer aus der Datenbank des Digital Image Archive of Medieval Music (DIAMM) erhalten. Auch wenn diese Erweiterung (die der Öffentlichkeit erstmals im Rahmen der RISM-Session auf dem MedRen-Kongress in München im Juli 2023 vorgestellt wurde) derzeit nur einige Tausend zusätzliche Datensätze bietet, könnten weitere Experimente in dieser Richtung in den kommenden Jahren eine zentrale Rolle bei der Erweiterung der Reichweite von RISM spielen.
In der Zwischenzeit hat die Bayerische Staatsbibliothek auch den traditionellen RISM Catalog grundlegend überarbeitet und auf die Open-Source-Suchmaschine VuFind umgestellt, deren praktischster Vorteil darin besteht, dass es keine Behinderungen mehr durch die Timeout-Meldungen gibt. Während sich die neue Version noch im Beta-Stadium befindet, zieht der alte RISM-Katalog ein immer größeres Publikum an: Im Durchschnitt wurde er monatlich von 13.110 Personen bei 43.488 Besuchen konsultiert (jährlich: 157.325 Personen bei 521.861 Besuchen und 13,8 Millionen Seitenaufrufen).
Anlässlich des Jahreskongresses der International Association of Music Libraries, Archives and Documentation Centres (IAML) im August 2023 startete die RISM-Zentralredaktion eine neue Initiative, um die nationalen Zweigstellen der IAML in die Aktualisierung und Pflege der Normdaten für die in den jeweiligen Ländern ansässigen Institutionen einzubinden. Auf der gleichen Veranstaltung in Cambridge haben wir auch erstmals öffentlich über ein wichtiges Projekt berichtet, das in Zusammenarbeit mit dem RISM Digital Center, dem Centre for Digital Music Documentation (CDMD) der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz, und der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek Dresden durchgeführt wird und darauf abzielt, die Datenqualität speziell der in den Quellenbeschreibungen enthaltenen Musikincipits zu verbessern. Im Rahmen dieses Projekts, das unter dem Dach des deutschen Forschungsdatenkonsortiums [NFDI4Culture](https://nfdi4culture.de/index.html{:blank} durchgeführt wird, konnten bereits weit über 100.000 kleinere und größere Fehler korrigiert werden. Damit wurde ein wichtiger Schritt getan, um die Gesamtkonsistenz der Daten zu gewährleisten und damit die Auffindbarkeit der Incipits zu verbessern (was sich für viele Nutzer als eine der faszinierendsten Möglichkeiten erweist, die die umfangreiche Datenbank des RISM bietet).
Zum Abschluss dieses Kurzberichts soll noch auf einige aktuelle und anstehende Veränderungen in der Struktur des Gesamtprojekts RISM hingewiesen werden. Die RISM-Zentralredaktion Frankfurt hat im Rahmen des Akademienprogramms eine letzte Verlängerung um zwei Jahre erhalten und kann somit ihre Arbeit bis Ende 2025 fortsetzen, wenn auch mit reduziertem Budget (eine Änderung, die unsere Nutzer hoffentlich kaum bemerken werden). Da auch die deutsche RISM-Arbeitsgruppe bis zu diesem Zeitpunkt durch das Akademienprogramm gefördert wird, liegt es nahe, dass beide ihre Arbeit über das Jahr 2025 hinaus in engerer Kooperation als bisher fortsetzen und dabei auch auf die langjährigen institutionellen Beziehungen zu den Staatsbibliotheken in München, Berlin und Dresden zurückgreifen. Die Verhandlungen laufen auf Hochtouren, und es ist zu hoffen, dass bereits im nächsten Jahr erste Eckpfeiler der neuen Struktur der breiteren Community vorgestellt werden können. In der Zwischenzeit hat RISM mit dem Digital Center sozusagen einen weiteren “Fuß” in der Schweiz bekommen, der in enger Abstimmung mit dem “Fuß” in Frankfurt agiert und dem gesamten RISM-Netzwerk auf internationaler Ebene mehr Stabilität verleiht. In Anerkennung dieser neuen Arbeitsweise wurden die Aufgaben der Commission Mixte (delegiert von den Vorständen der IMS und der IAML) neu definiert, die nun nicht nur die Arbeit der Zentralredaktion in Frankfurt, sondern auch die des Digital Centers in Bern beaufsichtigt und damit sicherstellt, dass RISM - trotz der unvermeidlichen Veränderungen - seine Dienstleistungen für die weltweite Gemeinschaft der ausübenden Musiker, Musikwissenschaftler und Fachexperten aller Art weiter verbessern kann.
Den ausführlichen Jahresbericht 2023 finden Sie auf der RISM-Webseite.
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