Musikquellen auf Briefmarken
Thursday, December 8, 2022
Kopien, Mikrofilme, Faksimiles und Digitalisate. Es gibt viele Wege, um sich musikalische Originalquellen auf den heimischen Schreibtisch zu holen. Bei Reproduktionen musikalischer Werke denkt man hingegen nicht an Briefmarken. Doch werfen wir einen kleinen Blick auf zwei Beispiele aus Deutschland.
Zum 350. Todesjahr von Claudio Monteverdi gab die Deutsche Bundespost eine bemerkenswerte Briefmarke heraus. Man entschied sich bei der Gestaltung neben dem Portrait für gleich zwei Werke. Links von ihm ist das Achte Madrigalbuch von 1638 (RISM ID no. 990042097 RISM Catalog | RISM Online) zu sehen. Interessanterweise nutzte man den Titel des Basso Continuo, der im Gegensatz zu allen anderen Stimmen als einziger einen Zierrahmen besitzt. Allerdings retuschierte man die Stimmbezeichnung weg. Beim Orfeo, der rechts neben Monteverdi zu sehen ist, gibt es ein wichtiges Detail, das auf die Ausgabe hinweist, obwohl Teile des Titels verdeckt sind. Abgebildet ist offensichtlich die erste Auflage von 1609 (RISM ID no. 990042046 RISM Catalog | RISM Online)), denn in der Auflage von 1615 fehlt die Widmung an Francesco Gonzaga.
Natürlich sind auch Handschriften auf Briefmarken wiedergegeben. Dass dies nicht immer ganz glatt läuft, zeigt folgendes Beispiel: 1956 hatte man es in der DDR ein wenig vergeigt, indem man zum 100. Todestag Robert Schumanns Bildnis auf Franz Schuberts “Wandrers Nachtlied” (RISM ID no. 464000227, Autograph in D-B RISM Catalog | RISM Online) legte, was allerdings für Sammler umso interessanter war. Es fiel wohl doch einigen auf und so erfolgte kurze Zeit später die Korrektur mit Schumanns „Mondnacht“. Man nutzte den Beginn des Stücks aus dem autographen Arbeitsmanuskript im Liederbuch, das Sie auch digital einsehen können (RISM ID no. 464000024 RISM Catalog | RISM Online). Die autographe Reinschrift (RISM ID no. 464000043 RISM Catalog | RISM Online) kam erst 1984 als Depositum in die Staatsbibliothek Berlin und stand den Machern der Briefmarke noch nicht zur Verfügung.
Es gäbe noch vielerlei weitere Beispiele zu nennen. Wer mehr zum Thema Musik und Briefmarken erfahren möchte, sei auf das Buch von Gerhard K. Megla Musik im Spiegel der Philatelie (Tübingen: Wasmuth, 1984) und auf den Twitterkanal Musical Stamps verweisen.
Abbildungen mit freundlicher Genehmigung von Martin Bierwisch.
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