Wilhelm Friedemann Bach @ RISM
Martina Falletta
Monday, December 6, 2010
Verkannt, unterschätzt, gescheitert, enfant terrible, der am meisten missbrauchte Komponist: Mit diesen Attributen wird Wilhelm Friedemann Bach (1710-1784) immer wieder charakterisiert. Sein 300. Geburtstag ist in den letzten Monaten auf vielfältige Weise begangen worden.
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Im Bach-Museum Leipzig konnte man die Kabinettausstellung „Wilhelm Friedemann Bach - Der hochbegabte, wunderliche Liebling des Vaters“ vom 10. September bis 5. Dezember 2010 besuchen.
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Eine internationale wissenschaftliche Konferenz beschäftigte sich mit dem Thema „Wilhelm Friedemann Bach und die protestantische Kirchenkantate nach 1750“ am 7. und 8. Juni im Händel-Haus Halle bzw. am 19. und 20. November 2010 im Bach-Archiv Leipzig.
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Eine neue biografische Studie von Ulrich Kahmann Wilhelm Friedemann Bach – Der unterschätzte Sohn (Bielefeld: Aisthesis Verlag 2010) stellt den ältesten Bach-Sohn als getriebenen Mann dar, dem es schwerfällt, sich vom übermächtigen Vater zu lösen und musikalisch seinen Platz irgendwo zwischen Barock und Klassik zu suchen.
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David Schulenberg beschreibt in seinem Buch The Music of Wilhelm Friedemann Bach (University of Rochester Press, 2010) jedes erhaltene Werk, verschiedene Aspekte der Aufführungspraxis und listet die Werke mit ihren Quellen auf.
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Innerhalb des „Bach-Repertorium“ ist der 2. Band Wilhelm Friedemann gewidmet. Das Erscheinen des Bandes ist für Dezember 2010 beim Carus Verlag in Stuttgart angekündigt. Vor allem das darin enthaltene Werkverzeichnis wird mit Spannung erwartet.
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Ebenfalls beim Carus Verlag wird unter der Editionsleitung von Peter Wollny die Gesamtausgabe der Werke Wilhelm Friedemann Bachs seit 2009 veröffentlicht.
RISM verzeichnet in seinen verschiedenen Publikationsreihen zahlreiche Werke von Wihelm Friedemann Bach.
Im Recueil imprimés du XVIIIe siècle (RISM B/II, 1964) weisen die folgenden sechs Sammeldrucke Kompositionen des ältesten Bach Sohnes auf:
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Apollo. Et musikalsk Maanedsskrivt for Sang og Klaveer af forskellige Componister. Forste Første-siette Aargang. [1.-6. Jg.], København: Sören Sonnichsen [1795-1800]
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Blumenkranz dem neuen Jahrhundert geflochten. Eine Liedersammlung, Berlin [1800]
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Musicalisches Magazin in Sonaten, Sinfonien, Trios und andern Stücken für das Clavier bestehend, Leipzig, B. C. Breitkopf & Sohn 1765
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Musikalische Nebelstunden, Rinteln: A. H. Bösendahl 1787
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Musikalisches Mancherley, Berlin: G. L. Winter 1762-1763
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Musikalisches Journal, Berlin: Günther 1800
Sechs Dokumente innerhalb der Serie A/I Einzeldrucke bis 1800 nennen nur Instrumentalwerke von Wilhelm Friedemann (darunter Fk 3, 5, 12). Einmal fungiert er auch als Verleger für die „Sechs Choräle von verschiedener Art auf einer Orgel mit 2. Clavieren und Pedal vorzuspielen“ seines Vaters Johann Sebastian.
Die ca. 330 Nachweise im Online-Katalog der Serie A/II zeigen auch einen deutlichen Schwerpunkt auf der Überlieferung der Instrumentalwerke Wilhelm Friedemann Bachs.
Eine Übersicht dieser Quellennachweise im pdf-Format bietet zusätzlich verschiedene Register (Text- und Titel, Namen, Wasserzeichen, Bibliothekssigel, Signaturen, Literatur).
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