Vom Improvisieren zum Komponieren
Guido Kraus
Thursday, October 17, 2019
Guido Kraus von der RISM-Zentralredaktion schrieb aus Anlass von Frédéric Chopins 170. Todestag folgenden Beitrag:
Woran dachte Frédéric Chopin (1810-1849) beim Improvisieren und Komponieren? Vermutlich verband er bereits Gehörtes kreativ beim Improvisieren und Komponieren neu, erfand dabei zufällig neue musikalische Details, die sich in ein Ganzes fügten. Er berücksichtigte wohl auch, wie später darüber kommuniziert werden könnte. Dachte ans Publikum, an seine Adressaten, wie sie wohl davon emotional berührt werden und wie sie zuhören würden. Das Auskomponieren bedeutete dann aber für Chopin eine sehr große fast schon qualvolle Anstrengung in einer Zeit, als das Improvisieren noch viel mehr Beachtung fand und dabei die Konzentration auf dem Moment lag und nicht auf dem Tradieren eines letztgültigen künstlerischen Willens mit Ewigkeitsanspruch. So bewegte sich Chopin zwischen den beiden Polen des freien Spiels und der Akribie der Notation und hielt diese Spannung aus, denn es galt auch Geld zu verdienen.
Chopin hinterließ uns etwa 230 Werke, die zum Teil nach ihrer Fertigstellung bei den wichtigen Musikverlagen Europas relativ zeitnah in Druck gingen und mehrfach nachgedruckt wurden. Gerade die Verbreitung der Musikdrucke förderte seinen Bekanntheitsgrad sehr, während er durch seine Tätigkeit als Klavierlehrer und Konzertpianist sowie durch seine Salonauftritte den Unterstützerkreis an seinen Wirkungsstätten in Warschau und Paris nach und nach erweiterte. Chopin fand früh die große Anerkennung, die bis heute anhält. Denn er war zur richtigen Zeit am richtigen Ort, nämlich in Paris, das er als gänzlich unbekannter junger Mann 1831 erreichte. Er blieb in der damals angesagtesten Musikstadt Europas und verstarb dort am 17. Oktober 1849 im Alter von 39 Jahren an den Folgen einer Tuberkulose. Nach seinem Tode erschienen schon bald erste Sammelausgaben seiner Werke, wie zum Beispiel ab 1852 Oeuvres de piano de Fréd. Chopin aus dem Leipziger Verlag Breitkopf & Härtel. Darin sind viele Erstausgaben von Werken Chopins versammelt, die noch zu seinen Lebzeiten bei Breitkopf erschienen waren.
Bei RISM sind mittlerweile fast 1.900 Katalogisate von Chopin-Drucken aufgenommen worden, wobei die meisten Drucke aus dem 19. Jahrhundert stammen. Der größte Anteil davon befindet sich im Besitz des Warschauer Chopin-Institutes, das kontinuierlich an der Katalogisierung seiner Quellen arbeitet. Das Chopin-Institut sammelt gezielt die Erstausgaben von Chopin-Drucken und katalogisiert sie für das RISM. Die Katalogisate werden noch entsprechend gekennzeichnet, um die Erstausgaben im RISM OPAC suchbar zu machen. Beachten Sie bitte den Bestand in unserem RISM-Onlinekatalog. Suchen Sie einfach nach dem Komponisten Chopin und benutzen die Suchfilter linker Hand, um Ihre Suche zu verfeinern.
AbbiIdung: Frédéric Chopin (1810-1849) in einer Fotografie von Louis-Auguste Bisson, um 1849, über Wikimedia Commons.
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