Zum 200. Todestag von Leopold Koželuh

Monday, May 7, 2018

Der böhmische Komponist Leopold Koželuh (1747-1818) wurde auf die Vornamen Jan Antonín getauft, um aber Verwechslungen mit seinem gleichnamigen Cousin vorzubeugen, nahm er bereits vor 1774 den Namen Leopold hinzu. Jan Antonín unterrichtete Leopold in Komposition und František Xaver Dušek im Klavierspiel. Nach ersten kompositorischen Erfolgen in Prag wechselte Leopold nach Wien, um sich dort als Pianist und Komponist zu betätigen. Er galt bald als Konkurrent von Wolfgang Amadeus Mozart und es gelang ihm als Klavierpädagoge in den höchsten Adelskreisen Fuß zu fassen. 1785 gründete Koželuh einen Musikverlag sowie eine Musikalienhandlung. Nach der Aufführung seiner Krönungskantate für Kaiser Leopold II. bei dessen Krönung zum König von Böhmen (1791) erfolgte seine Ernennung zum „Kammer Kapellmeister und Hofmusik Compositor“, mit der die Kompositionen von Bühnenwerken verbunden war. Durch eine Erkrankung reduzierte sich Koželuhs Zahl der Kompositionen ab 1802 deutlich. Seine Werke verschwanden praktisch aus dem Wiener Konzertleben.

Koželuh hinterließ etwa 400 Werke. Milan Poštolka erstellte ein Werkverzeichnis mit dem Titel Leopold Koželuh, Život a dílo, das 1964 in Prag erschien (in RISM als PosK zitiert). Darunter befinden sich 30 Sinfonien und 22 Klavierkonzerte, zwei Klarinettenkonzerte, ein Trompetenkonzert, 24 Sonaten für Klavier und Violine, 63 Klaviertrios, zwei Oratorien, neun Kantaten und einige kirchenmusikalische Werke. Zu seinen Werken gehören auch je sechs Opern und Ballette, die jedoch mit Ausnahme einer Oper als verschollen gelten.

In Helsinki wurde vom 3. - 10. März 2018 Koželuhs einzig überlieferte Oper Gustav Vasa aufgeführt. Das Manuskript der handschriftlich überlieferten Oper wurde in der Bibliothek des Prager Konservatoriums (CZ-Pk) gefunden und zum ersten Mal nach dem Tod des Komponisten in der Reihe der Opernproduktionen des Barockorchesters von Helsinki präsentiert.

Die dreiaktige Oper Gustav Vasa erzählt den Kampf zwischen Schweden und Dänemark zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Gustav Vasa (1496-1560) befreite Schweden von der Herrschaft des dänischen Königs Christian. In der Oper spielen auch zwei starke Frauen eine wichtige Rolle, die die Ereignisse beeinflussen: Gustav Vasas Mutter Cecilia und seine Schwester Margareta.

In einer großartigen Umsetzung der Videotechnik verwandelte sich der ultramoderne Konzertsaal des Helsinki Music Center in ein mittelalterliches Schlachtfeld (Helsinki Baroque Orchestra). Die komplette Aufzeichnung der Aufführung vom 10. März 2018 wird online zur Verfügung gestellt (die Musik beginnt bei 8:38).

Abbildung: Porträt Leopold Koželuh von W. Ridley, über Wikimedia Commons.

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Kategorie: Jubiläen


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