Musik und Naturwissenschaften um 1800
Monday, June 11, 2018
Mitunter sind Musikquellen gut versteckt: Oder hätten Sie bei einem Druck mit dem Titel Discourse Introductory to a Course of Lectures on the Science of Nature erwartet, dass sich im Anhang auch drei Vokalwerke finden lassen?
Überhaupt ist dieser Discourse in vielerlei Hinsicht interessant. Verfasser ist der vor allem als Landschafts- und Porträt-Maler bekannte Charles W. Peale (1741-1827). Peales Interesse galt auch der Naturwissenschaft und so ist der Discourse auch als ein Plädoyer für die Gründung von Museen zu verstehen. Das Entstehungsjahr des Druckes 1800 verrät uns, dass wir noch sehr weit vom Darwinschen Naturverständnis entfernt sind. Dementsprechend ist Peales Vorstellung eines Museums nicht mit der heutigen zu vergleichen: Neben Tierpräparaten sind auch Gemälde und andere Kunst-Gegenstände Teil der Sammlungen.
Dieses Weltbild, in dem eine theologische Sicht auf die Natur(-wissenschaft) und das Schicksal der Menschen eng verwoben sind, zeigt sich auch in den drei Musikwerken:
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“The beauties of creation” mit dem Textbeginn “Mark the beauties of creation, mark the harmony that reigns”
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Das Klagelied “What alas was Aldrovandus’ fate” als Referenz an den italienischen Naturforscher Ulisse Aldrovandi (1522–1605)
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“Ode on the death of Titian Peale” mit dem Textbeginn “His early loss let science mourn”, eine Referenz an Peales Sohn, der 1798 im Alter von 18 Jahren starb
Die Texte stammen von Rembrandt Peale (1778-1860), einem weiteren Sohn des Autors. Die Musik komponierte John Isaac Hawkins (1772-1854); der englische Ingenieur und Erfinder machte sich vor allem als Klavierbauer einen Namen.
Abbildung: John Isaac Hawkins “Ode on the death of Titan Peale”, GB-Lbl B.328.(3.) (RISM ID no. 1001034803)
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