Sorbisches Kulturarchiv / Sorbische Zentralbibliothek am Sorbischen Institut Bautzen
Annett Bresan
Thursday, November 17, 2016
Der folgende Beitrag stammt von Annett Bresan:
Sorbisches Kulturarchiv / Sorbische Zentralbibliothek am Sorbischen Institut Bautzen
Serbski kulturny archiw / Serbska centralna biblioteka při Serbskim instituće w Budyšinje
Das Sorbische Kulturarchiv ist das einzige öffentliche Archiv für sorbisches und sorabistisches Archiv- und Sammelgut. Die Sorben, früher auch Wenden genannt, sind eine slawische Minderheit in Deutschland, die seit Jahrhunderten in der Ober- und Niederlausitz leben (eine historische Landschaft in den jetzigen Bundesländern Sachsen und Brandenburg). Das Sorbische Kulturarchiv (SKA) geht ebenso wie die Bibliothek auf die Sammlungen der Maćica Serbska (gegründet 1847) zurück. Es bewahrt sowohl für die historische Forschung als auch für die heutige Kulturpraxis wichtige Dokumente auf und stellt sie den Nutzern zur Verfügung. Zu den wichtigsten Beständen zählen die Nachlässe sorbischer Politiker, Wissenschaftler, Musiker, Schriftsteller und bildender Künstler. Einen umfangreichen Bestand bilden die Akten der Domowina, der Dachorganisation sorbischer Vereine, von der Gründung 1912 bis zum Jahre 1989. Hinzu kommt Schriftgut sorbischer Vereine, u. a. der Maćica Serbska, von Gymnasiasten- und Studentenvereinen, von Chören, sowie einiger Kultur- und Bildungseinrichtungen bis 1989. Einen besonderen Platz unter unseren Beständen nehmen die Fotosammlung, Fotografennachlässe, Ton- und Filmdokumente ein. Neben diesen Materialien sammelt das Archiv auch Dissertationen, Zeitungsausschnitte, Programmhefte und Plakate zu sorbischen Themen.
Vertreter sorbischer Chöre 1929 am Denkmal für Kocor vor dessen Geburtshaus in Berge (Großpostwitz)
Musik – sowohl Volkslieder als auch Kunstmusik – ist ein wichtiger Bestandteil der sorbischen Kulturgeschichte und des heutigen Kulturlebens. Das spiegelt sich auch in den Beständen des SKA wider. Neben Volksliedersammlungen sind es vor allem Komponistennachlässe, in denen sich Notenhandschriften finden. Der überwiegende Teil stammt aus dem 20. Jahrhundert. Aus dem 19. Jahrhundert, in deren Mitte die sorbischen Gesangsfeste zum Ausgangspunkt einer nationalen Wiedergeburt für die sorbische Minderheit wurden, ist der kompositorische Nachlass von Korla Awgust Kocor (sorbische Namensform) / Karl August Katzer (amtliche deutsche Namensform) überliefert.
Kocor, 1822 als Sohn eines Häuslers in dem kleinen Dorf Berge bei Großpostwitz geboren, war als Lehrer und Kantor in der Oberlausitz tätig. Über 30 Jahre wirkte er in Kittlitz bei Löbau, wo er 1904 starb. Einen Namen machte er sich als Komponist, Dirigent, Musikschriftsteller und Organisator des sorbischen Musiklebens. Viele seiner Kompositionen entstanden auf Texte von Handrij Zejler / Andreas Seiler (1804-1872), Pfarrer und Dichter in Lohsa. Neben einer Reihe von Liedern, die inzwischen schon als Volkslied wahrgenommen werden, schufen sie gemeinsam den Oratorien-Zyklus”Die Jahreszeiten”.
“Rjana Łužica” („Schöne Lausitz“) Die heutige sorbische Hymne von Kocor auf einen Text von Handrij Zejler. (SKA, ZM XVIII 4 A)
Die Mitarbeit von Hanka Schmole, Absolventin der Musikhochschule Leipzig, machte es dem Sorbischen Kulturarchiv möglich, seit September dieses Jahres als Pilotprojekt mit der Katalogisierung der Notenhandschriften von Korla Awgust Kocor in RISM (Bibliothekssigel: D-BAUscb) zu beginnen. Die Arbeit in dieser internationalen Musik-Datenbank ist für uns Neuland, bei dessen Betreten uns Frau Dr. Hartmann von der RISM Arbeitsstelle Dresden überaus kollegial zur Seite steht und bei der wir uns an dieser Stelle herzlich bedanken möchten.
Ansprechpartnerin im Sorbischen Kulturarchiv zu Fragen der Benutzung ist Dr. Annett Bresan (bresan@serbski-institut.de).
Aus: 3 Sonatinen für Geige und Klavier (SKA, ZM XVIII 10 J)
Aus: “Podlěćo” (“Der Frühsommer”) (SKA, ZM XVIII 6 E)
Quellen :
Mětšk, Frido: K. A. Kocorowe zawostajenstwo w Serbskim kulturnym archiwje (Der Nachlass von K. A. Kocor im Sorbischen Kulturarchiv), Budyšin 1971.
Sorbisches Kulturarchiv, www.serbski-institut.de/de/Archiv/
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