Die Musiksammlung des Stiftes Melk stellt sich vor
Johannes Prominczel
Monday, October 10, 2016

Der folgende Beitrag stammt von unserem RISM Kollegen Johannes Prominczel, Musikarchivar des Stifts Melk.
Das Musikarchiv des Stiftes Melk umfasst knapp 10.000 Musikalien und Bücher sowie etwa 50 Musikinstrumente.
Der Schwerpunkt der Sammlung liegt auf Quellen aus der Zeit zwischen 1750 und 1850. Doch auch aus dem späten 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart blieb Notenmaterial erhalten. Möglicherweise durch einen Brand zerstört, sind nur wenige Werke, die vor 1750 kopiert wurden, überliefert.
Melker Benediktiner haben vor allem zur Zeit der Wiener Klassik und im Biedermeier ausgezeichnete Kontakte zur Wiener Musikwelt unterhalten. Robert Kimmerling, war ein Schüler Haydns, Abbé Maximilian Stadler war mit den großen Komponisten der Wiener Klassik persönlich bekannt und ging in den musikalischen Salons des Biedermeier ein und aus. Daher finden sich eine Reihe an frühen Abschriften von Haydn, Mozart und Beethoven in Melk. Erwähnenswert sind auch die Manuskripte der im Kloster tätigen Komponisten, vor allem jene von Johann Georg Albrechtsberger und Franz Schneider.
Umschlag des sogenannten „Studentenvalete“ von Abbé Maximilian Stadler, 1781 (Signatur: IV 133).
Doch auch an Drucken ist das Archiv gut sortiert, manche Benediktiner sammelten eifrig, vor allem Klavier- und Kammermusik, etwa P. Robert Stipa, dessen Nachlassinventar von 1850 rund 600 Werke, größtenteils Drucke, zählt. Auch ein Teil des Nachlasses von Ignaz Ritter von Seyfrieds Musikaliensammlung, darunter zwei Drucke mit autographer Widmung Robert Schumanns, gelangte ins Melker Musikarchiv, allerdings lässt sich schwer abschätzen, um wie viele Werke es sich dabei handelt. Bedauerlicherweise wurden solche Sammlungen nicht geschlossen inventarisiert, sie können nur anhand von älteren Signaturen rekonstruiert werden.
Viola mit Löwenkopf von Georg Aman, frühes 18. Jahrhundert
Grundsätzlich ist die Musiksammlung – abgesehen davon, dass in RISM kaum Handschriften verzeichnet sind (Bibliothekssigel: A-M) – einigermaßen gut erschlossen. Nahezu alle Werke sollten inventarisiert und in den Zettelkatalogen zu finden sein.
In der Aufarbeitung des Archivs hat momentan die Unterscheidung und Identifizierung der einzelnen Hände oberste Priorität. Anschließend ist die schrittweise RISM-Katalogisierung geplant. Parallel dazu soll die Musikgeschichte des Stiftes schrittweise aufgearbeitet werden. Da die Zeit von 1681–1826 durch die Forschungen von Robert N. Freeman einigermaßen gut erschlossen ist, liegt der Fokus dabei auf der Zeit zwischen 1827 und 1900.
Johannes Prominczel, Musikarchivar
Alle Abbildungen (c) Stift Melk mit freundlicher Genehmigung.
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