Verzeichnis der Werke Giovanni Pierluigi da Palestrinas – ein neues Projekt
Carola Finkel
Thursday, February 2, 2017
Dieser Beitrag stammt von Carola Finkel:
Der römische Komponist Giovanni Pierluigi da Palestrina (1525–1594) hat mit seinem musikalischen Schaffen von seinen Lebzeiten an bis in die Gegenwart insbesondere auf den Feldern der Kirchenmusik, der Musiktheorie und der kompositorischen Praxis musikhistorisch weitreichende Spuren hinterlassen. Und obwohl die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit seinem Werk bereits mit dem Beginn der cäcilianistischen Bewegung im frühen 19. Jahrhundert einsetzte, weist die musikphilologische Forschungslage bis heute in vielen Bereichen Lücken auf. Vor allem mangelt es an einem wissenschaftlich fundierten, auf umfassender Quellenforschung gegründeten Werkverzeichnis, das als Basis für musikwissenschaftliche Studien unterschiedlichster Zielsetzung, aber auch als Voraussetzung für die Erstellung kritischer Werkeditionen und schließlich als bibliographisches Hilfsmittel für die musikalische Aufführungspraxis dienen kann.
Das seit 1. Januar 2017 von der DFG geförderte Projekt Verzeichnis der Werke Giovanni Pierluigi da Palestrinas. Online-Datenbank mit textkritischer Darstellung der Quellen möchte diese Lücke schließen. Unter der Leitung von Prof. Dr. Peter Ackermann werden an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main alle relevanten bibliographischen Daten zu den ca. 800 musikalischen Werken – für die aktuell ca. 10.000 weltweit gestreute Quellennachweise vorliegen – in einer Datenbank, mittels einer eigens für dieses Projekt entwickelten Software, erfasst.
Darüber hinaus werden die Werke auf der Basis ihrer wichtigsten Quellen digitalisiert und einschließlich quellenspezifischer Lesarten, die von der Software automatisch ermittelt werden, visualisiert. Schließlich wird neben den üblichen Datenbank-Rechercheverfahren auch die Möglichkeit bestehen, in den erfassten Stimmen/Partituren in einem umfassenden Sinne nach musikalischen Parametern und strukturellen Zusammenhängen zu suchen.
Das Neuartige dieses Projekts ist die Verknüpfung eines Werk- und Quellenverzeichnisses mit der Visualisierung quellennaher Partiturdarstellungen in digitaler Form, die im Gegensatz zu den gedruckten Erscheinungsformen mit umfangreichen Rechercheansätzen sowie vielfältigeren und verständlicheren Informations- und Darstellungsweisen aufwarten kann und damit für Wissenschaft und Praxis (etwa indem dem ausführenden Musiker für seine Interpretation ein Werk in verschiedenen lokal, institutionell oder historisch bedingten Aufführungsvarianten zur Verfügung steht) gleichermaßen geeignet ist.
Das DFG-Projekt erfolgt in Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern Schott Music und RISM.
Ein kleiner Einblick in die Software
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