Das Schleswig-Holstein-Musik-Festival grüßt Venedig mit einem kräftigen "Moin"
Thursday, August 22, 2024
„Moin Venedig“ ist das diesjährige Motto des Schleswig-Holstein Musik Festival, das noch bis zum 1. September dauert. Im Fokus des Festivals liegt Musik, die in einer direkten Beziehung zur „Perle der Adria” steht oder zu ihr in eine Beziehung gesetzt wurde. Neben Wolfgang Amadé Mozarts Klavierkonzert Nr. 25 stand Gustav Mahlers 5. Symphonie auf dem Programm des Eröffnungskonzerts am 7. Juli in Lübeck. Ursprünglich stand das Werk Mahlers (komponiert 1901-1902) in keiner Beziehung zu Venedig. Doch der Regisseur Luchino Visconti adaptierte den 4. Satz, das Adagietto, für seinen Film Tod in Venedig aus dem Jahre 1971. Die Novellenvorlage stammte vom Lübecker Autor Thomas Mann. Im Film ist Mahlers Musik mit der fiktiven Figur des Komponisten Gustav von Aschenbach und dessen Innenleben verbunden. Viscontis Film thematisiert die Vergänglichkeit des individuellen Lebens. So schließt in der Musik der allzu lang gehaltene Vorhalt am Ende des Adagiettos nach der Auflösung in die Konsonanz seine Zeit ab.
Im Lübecker Dom erklang am 9. August Claudio Monteverdis Marienvesper, die 1610 von Ricciardo Amadino in Venedig publiziert wurde. Das Werk ist kein Paradebeispiel mehr für die Praxis der Venezianischen Mehrchörigkeit, doch ist immerhin noch ein Teil daraus, der 126. Psalm Nisi Dominus, zehnstimmig antiphonal-doppelchörig angelegt und gibt noch einen gewissen Klangeindruck davon wieder, wenn im Sakralraum mehrere Ensembles verteilt sind und sie gemeinsam spielen und singen, die Echowirkungen des Raumes ausnutzend.
Eine besondere kleine Vokalgattung, die wohl in Venedig entstand, stellen die venezianischen Gondellieder oder Barkarolen dar, die seit dem frühen 18. Jahrhundert nachgewiesen sind. Die typischen musikalischen Merkmale der Arbeitslieder der Gondoliere sind der 6/8- oder 3/8-Takt, agogisches Singen, lang gehaltene Liegetöne über mehrere Takte, die ein Verhallen ermöglichen und mit kurzen Melismen enden, Gleit- oder Glissandofiguren in 16tel-Bewegung und die typische Schaukelmelodik im 6/8-Takt. Am 13. August sang der Bariton Holger Falk eine entsprechende Zusammenstellung, die auch Auszüge aus Opern mit Venedigbezug beinhaltete.
Werke des Venezianers Antonio Vivaldi stehen im Mittelpunkt des Festivals. Sein wohl bekanntestes Werk „Die vier Jahreszeiten“ wird am vorletzten Tag des Festivals in Kiel vom Violinisten Daniel Hope und seinem Hope Orchestra gespielt.
Musikquellen zu den genannten Werken und Gattungen, handschriftliche wie gedruckte, finden Sie leicht in der RISM-Datenbank.
Zu Mahlers Adagietto verzeichnet RISM ein Manuskript der Violinen I und II aus I-Raf (Accademia Filarmonica in Rom) mit der RISM ID no. 853001198 (RISM Catalog | RISM Online) sowie ein gedruckter Klavierauszug der fünften Symphonie zu vier Händen aus dem Hause C. F. Peters von 1904 (RISM ID no. 1001186836 - RISM Catalog | RISM Online).
Das Nisi Dominus aus Monteverdis Marienvesper ist mit der RISM ID no. 850600533 (RISM Catalog | RISM Online) vertreten. Angehängt ist ein Digitalisat der Quelle.
Vokale Barkarolen verzeichnet das RISM 554 und instrumentale 244. Sie können leicht mit dem englischen Schlagwort „Barcarolles“ gefunden werden. Mit Hilfe der Suchfilter können Sie Ihre Anfrage verfeinern. Erfahren Sie so die vielfältigen Erscheinungsformen der Barkarole in unserer Datenbank.
Von Vivaldi verzeichnet RISM 942 Quellen. „Die vier Jahreszeiten“ stellen eine Serie von vier Violinkonzerten dar, die zuerst im Druck Il cimento dell’armonia e dell’inventione bei Michel-Charles Le Cène in Amsterdam im Jahre 1725 (RISM ID no. 990067206 - RISM Catalog | RISM Online). publiziert wurden. Der Druck umfasst insgesamt zwölf Konzerte. Die Jahreszeiten finden Sie mit Hilfe der Werkverzeichnisnummern RV 269, 315, 293 und 297 in der RISM-Datenbank.
Abbildung: Rathaus von Kiel von Diego Delso, Lizenz CC BY-SA. Der Kieler Rathausturm ist dem Campanile in Venedig nachempfunden.
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