Johann Adolph Scheibe (1706–1776) – Ein Katalog seiner Werke
Peter Hauge
Thursday, November 30, 2017
Der folgende Beitrag stammt von Peter Hauge (Königlich Dänische Bibliothek):
Erstmals erscheint ein Werkkatalog zu Johann Adolph Scheibe als Datenbank. Scheibe war sehr produktiv, nicht nur als Komponist – von großangelegten Kantaten und Oratorien bis zu Sinfonien, Kammermusik und Gemeindeliedern – sondern auch als Übersetzer literarischer Texte sowie von wissenschaftlichen Studien. Außerdem trat er selbst als Autor in Erscheinung. Obwohl er nur kurze Zeit Hofkapellmeister in Kopenhagen war, blieb er bis zu seinem Tod 1776 in Dänemark. Scheibe nahm an Diskussionen unter den Intellektuellen in Kopenhagen teil, zu denen Schlegel, Klopstock, Gerstenberg, Basedow, Hagedorn, Münter und Cramer zählten. Mit Telemann, Gottsched und C.P.E. Bach - um nur einige zu nennen - stand er im Briefwechsel.
Obwohl Scheibe laut seiner Autobiografie in Matthesons Grundlage einer Ehrenpforte (1740) bis 1739 mehr als 400 Werke komponiert hat, würde ein Katalog der heute noch in den Bibliotheken und Archiven überlieferten Kompositionen ein falsches Bild liefern. Man könnte annehmen, dass musikalische Aktivitäten in Kopenhagen während des 18. Jahrhunderts fast nicht existiert haben; die Fokussierung auf das heute noch überlieferte musikalische Material präsentiert ein verzerrtes Bild. Es ist wichtig zu bedenken, dass die größte Musiksammlung - die Königliche Sammlung - 1794 in Flammen aufging als der Christiansborg Palast bis auf die Mauern nieder brannte. Als Scheibe starb, wurden viele seiner Privatmanuskripte verkauft; einige davon landeten kurz darauf in der Königlich Dänischen Bibliothek. Die Mehrheit aber wurde höchstwahrscheinlich von privaten Liebhabern gekauft, wenn ein Verkauf in den Zeitungen angekündigt wurde. Auch der spätere Kapellmeister Claus Nielsen Schall (1757–1835) und der Hofkomponist C. F. E. Weyse (1774–1842) besaßen einige Manuskripte. Weyse verkaufte einige davon an den Musiksammler Georg Poelchau (1773–1836) in Berlin, während er andere selbst behielt.
Der Werkkatalog, der bereits im RISM Online-Katalog mit dem Kürzel SchW zitiert wird, unterschiedet sich von den traditionellen, indem er jene Kompositionen mit einbezieht, die heute nicht mehr überliefert sind, für die aber eindeutige Belege (z. B. in Form von gedruckten Libretti) zur Existenz vorliegen. Die Datenbank liefert nicht nur neue Informationen über Scheibe, den Komponisten, Übersetzer und Pädagogen, sondern beleuchtet auch das Musikleben Dänemarks und insbesondere Kopenhagens im 18. Jahrhundert.
Abbildung: Porträt von Scheibe (Fotograf: Rolf H. Christensen). Das Porträt gehört der Sorø Akademi.
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