RISM beim EarlyMuse-Treffen in Wrocław

Thursday, June 20, 2024

EarlyMuse ist ein europaweites wissenschaftliches Netzwerk, das die Stellung der Alte-Musik-Forschung in Europa stärken will. Es ist Teil des Programms für europäische Zusammenarbeit in Wissenschaft und Technologie (COST Action), das nicht die Forschung an sich, sondern wissenschaftliche Kooperationen wie Konferenzen, Ausbildungskurse und Ähnliches finanziert. Das letzte EarlyMuse-Treffen fand vom 22. bis 24. Mai 2024 an der Universität Wrocław statt, an dem drei der (insgesamt fünf) offiziellen Arbeitsgruppen teilnahmen, darunter die Arbeitsgruppe zu Musikquellen.

Da bei früheren EarlyMuse-Treffen Einigkeit darüber herrschte, dass RISM ein unverzichtbares Werkzeug für jeden Studenten der Alten Musik ist, haben die Organisatoren - allen voran Grzegorz Joachimiak, Leiter der Arbeitsgruppe “Quellen” und Gastgeber der gesamten Veranstaltung in Wrocław - freundlicherweise mehrere Vertreter der weiteren RISM-Gemeinschaft eingeladen, darunter Balázs Mikusi (RISM-Zentralredaktion), Sonia Rzepka (Leiterin des RISM Coordinating Committee), Steffen Voss (RISM-Arbeitsgruppe Deutschland und ebenfalls Mitglied des Coordinating Committee) und Rodolfo Zitellini (RISM Digital Center). Die Anwesenheit einer so starken RISM-Vertretung ermöglichte fruchtbare Diskussionen sowohl über die Rolle, die RISM seit langem im Bereich der Alten Musik spielt, als auch über seine Entwicklungsperspektiven.

Wie bei EarlyMuse üblich, bot das Programm eine Auswahl von Kurzvorträgen zu verschiedenen quellenkundlichen Themen, die sowohl besonders relevante Fragen beleuchten als auch die anschließende Diskussion etwas kanalisieren sollten. Einige der angesprochenen Bereiche gingen zwangsläufig über den derzeitigen Fokus und die Reichweite von RISM hinaus, wie Natalia Syrotynskas Überblick über die Desiderate für ein tieferes Verständnis des ukrainischen monodischen Repertoires, Hana Studeničovás Diskussion einer Vielzahl von Quellen zur Renaissancemusik in der Slowakei oder Patryk Frankowskis nachdrückliche Forderung nach einer systematischeren Beschreibung und Untersuchung der überlieferten Musikinstrumente. (Dieser “Quellentyp” wird von Musikwissenschaftlern allzu oft vernachlässigt, und so war es eine wahre Freude, dass auf dem Programm auch eine Führung zu der prachtvollen Orgel der St. Elisabeth-Kirche stand, deren sorgfältige Restaurierung erst vor zwei Jahren abgeschlossen wurde.)

Darüber hinaus befassten sich mehrere Referenten direkt mit RISM, indem sie die Notwendigkeit einer systematischen Katalogisierung der historischen Bestände in Muscat betonten (Sonia Rzepka), die Möglichkeiten einer virtuellen Rekonstruktion von über verschiedene Bibliotheken verstreuten Musiksammlungen untersuchten (Marek Bebak) oder die Aufmerksamkeit auf alte Fotografien und Mikrofilme als potenziell einzigartige Quellen für Dokumente lenkten, die nicht mehr in ihrer ursprünglichen Form vorhanden sind (Grzegorz Joachimiak). Andere Vorträge betonten die Bedeutung der Verknüpfung von RISM mit anderen Datenbanken, sei es im Zusammenhang mit Studien zu Tartini (Agnese Pavanello und Cristina Scuderi) oder zur hispanischen Polyphonie (Emilio Ros-Fábregas).

Nachdem wir auf verschiedenen Ebenen persönlichen Kontakt mit der EarlyMuse-Gemeinschaft aufgenommen haben, hoffen wir bei RISM sehr, in Kontakt zu bleiben und werden die weiteren Diskussionen bis zum offiziellen Ende der COST-Aktion im Herbst 2026 mit Spannung verfolgen. Darüber hinaus hoffen wir natürlich, dass das große internationale Netzwerk, das sich in diesen Jahren gebildet hat, tatsächlich zu einem Knotenpunkt wird, aus dem weitere Projekte zum Nutzen aller Mitglieder der internationalen Alte-Musik-Gemeinschaft entstehen können.

Abbildung: Die kürzlich restaurierte Orgel in der St. Elisabeth Kirche in Wrocław (Polen), Foto mit freundlicher Genehmigung: Balázs Mikusi

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