„Zampa“ von Hérold @RISM

Monday, June 3, 2013

Ferdinand Hérold (1791-1833) stammte aus dem Elsass und erhielt den ersten Musikunterricht von seinem Vater Franz Joseph, der sich 1781 als Klavierlehrer in Paris niedergelassen hatte. Mit ca. 16 Jahren wurde Hérold ins Pariser Konservatorium aufgenommen und zählte ab 1811 zur Klavierklasse von Etienne-Nicolas Méhul. Für die Entgegennahme des Prix de Rome reiste Hérold Ende 1812 nach Italien, komponierte für Neapel eine Oper und kehrte erst 1815 nach Paris zurück, wo er als „maestro al cembalo“ am Théâtre Italien tätig wurde. In den folgenden Jahren erhielt er verschiedene Opernaufträge, aber erst 1826 gelang ihm mit „Marie“ ein Publikumserfolg, woraufhin er als „premier chef de chant“ an die Pariser Opéra wechselte. Es folgten verschiedene Ballettmusiken bis Hérold 1831 sein Meisterwerk „Zampa ou la fiancée de marbre“ (Text: Anne-Honoré Joseph Duveyrier) vorlegte. Zwei Jahre nach diesem großen Erfolg erlag er einer Tuberkuloseerkrankung.

Neben dem Ballett „La fille mal gardée“ (1828) gehört „Zampa“ zu den bekanntesten Werken Hérolds. Die dreiaktige „Zampa“ wurde zu einer der populärsten Opéra comique des 19. Jahrhunderts. Dies belegen auch die zahlreichen Quellennachweise im RISM Online Katalog. Der Uraufführung am 3. Mai 1831 an der Pariser Opéra-Comique folgten bis 1877 etwa 500 Aufführungen. Noch in dem selben Jahr der Uraufführung erschien bei Schott‘s Söhne in Mainz eine deutsch-französische Fassung von Carl Blum (1786-1844) und belegt die Beliebtheit des Werkes auch in Deutschland. Das Gießener Stadttheater führte die Oper 2005 wieder auf und 2008 gab es unter William Christie eine Neuproduktion an der Opéra-Comique in Paris.

Inhalt:

In einem Schloss auf Sizilien sind Alphonse de Monza und seine Verlobte Camille dabei verheiratet zu werden. Als sie ihren Vater, den reichen Kaufmann Lugano erwarten, singt Camille die Ballade von Alice Manfredi, die von ihrem Geliebten verraten wurde und nun das Schloss als steinerne Statue ziert. Ein Fremder kommt an, ist es Zampa, ein von der Obrigkeit gesuchter Pirat, der eigentlich Graf de Monza, Alphonse älterer Bruder und der Verführer von Alice ist. Zampa enthüllt seine Identität nur Camille. Er hat ihren Vater als Geisel genommen und will sie heiraten. Zampa und seine Piraten feiern laut; im Scherz legt er einen Ring an den Finger der Statue, kann ihn dann aber nicht mehr entfernen. Im zweiten Akt drückt Zampa seine leidenschaftliche Liebe zu Camille in der Arie “Il faut céder à mes lois” aus. Ein Brief des Vizekönigs kommt an, dieser verspricht Zampa zu verzeihen, wenn er die Flotte in die Schlacht führt. Als Zampa und Camille die Kapelle betreten, fühlt der Pirat die marmorne Hand von Alice auf seiner Schulter. Camille wartet mit Schrecken auf Zampa und hört die Stimme von Alphonse, der im Garten ein Barcarole singt. Vergeblich bittet sie Zampa um Mitleid. Als der Pirat von der Statue erdrückt wird, kann Camille fliehen und Alphonse, Camille und ihr Vater sind wieder vereint.

In Gießen wurde gerade ein mutmaßliches Porträt von Georg Büchner (1813-1836) wiederentdeckt. Darauf hält er ein Notenblatt mit dieser Schlüsselarie “Il faut céder à mes lois” in der Hand. Zu dieser Arie gibt es zwei verschiedene deutsche Übersetzungen: „Traf mein Herz einmal die Wahl“ nach Carl Blum und „Wenn ein Mädchen mir gefällt“ (abgedruckt in: Das singende Deutschland. | Album | der ausgewähltesten Lieder und Romanzen | mit Begleitung des Pianoforte. | Erster Band. | Enthält vierundsiebzig Lieder. | Leipzig, 1843. | Druck und Verlag von Philipp Reclam jun.). Letztere Fassung ist auf dem Porträt wiedergegeben. Das Porträt ist datiert auf 1833, woraus zu schließen ist, dass diese deutsche Übersetzung schon 10 Jahre vor dem Druck kursierte.

Ausschnitte zur Oper „Zampa“ kann man sich auf YouTube anhören.

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