Opernpartiturabschriften in der Library of Congress und ein identifizierter Kopist
Martin Bierwisch und Kristina Krämer
Monday, February 24, 2020
Die Forschung zu mittelrheinischen Musikern führt manchmal auch in die Library of Congress. Hugo Willemsen (1844-1918), gebürtiger Elberfelder, der unter anderem in Bingen, Speyer und Saarbrücken unterwegs war, ließ sich um 1895 in London nieder. Seit ca. 1907 kopierte er im Auftrag von Oscar Sonneck für die Musikabteilung der Library of Congress in Washington zahlreiche Opernpartituren. Sonneck ließ für die Library of Congress in ganz Europa abschreiben. Auf diese Weise sollte ein amerikanischer Anlaufpunkt für Opernforschung entstehen.
Die Bibliothek engagierte die Kopisten nicht direkt, der Handel lief über Antiquariate, für Großbritannien waren das „B. F. Stevens and Brown“, welche Leute wie Willemsen für die Abschriften engagierten (Danke an Paul Sommerfeld von der Library of Congress für den Hinweis).
Meist ist sehr genau bestimmbar, was die Vorlage war. Bei der Abschrift von 1915 zu Diana schernita von Giacinto Cornacchioli (RISM ID no. 900010978) liegt sogar ein Brief mit einer recht genauen Beschreibung der Vorlage vor. In diesem Fall handelt es sich um einen Druck in der British Library (RISM A/I: C 3938, RISM ID no. 990011314) von 1629, der ganz nebenbei bemerkt seine Signatur nicht einmal geändert hat.
Eine Liste der Partituren hat Susan J. Clermont erstellt (Transcripts of Dramatic Musical Works in Full Score at the Library of Congress Music Division, Washington D.C. 2013; RISM-Literaturkürzel: ClermontT 2013). Es sind vor allem Opern des 18. Jahrhunderts, die Willemsen aus britischen Bibliotheken abschrieb, italienische Komponisten sind besonders stark vertreten.
Falls Sie wissen möchten, was Willemsen in den Jahren vor seiner Tätigkeit in London gemacht und auch komponiert hat, besuchen Sie doch einfach das Online-Lexikon Musik und Musiker am Mittelrhein.
Share Tweet EmailKategorie: Bibliotheksbestände