Schubert-Autographe in Schubert online
Monday, October 26, 2015
Alle autographe Musikhandschriften von Franz Schubert (1797-1828), die in der Staatsbibliothek zu Berlin (SBB; rund 60 Autographe) aufbewahrt werden, - wurden als Teil des Projektes “Schubert online” digitalisiert und in der RISM-Datenbank katalogisiert. Die digitalisierten Werke sind in Schubert Online, in den digitalen Sammlungen der SBB und im RISM Online-Katalog verfügbar.
Über Schubert online können kostenlos digitale Reproduktionen von Schuberts Notenautographe sowie Erst- und Frühdrucke als auch eine Briefauswahl und biografische Dokumente eingesehen werden. Hunderte von Einträgen stammen aus den Sammlungen der Wienbibliothek im Rathaus, österreichischen Nationalbibliothek, SBB und der Norwegischen Nationalbibliothek.
Franz Schubert gehörte, wie das von Otto Erich Deutsch zusammengestellte Werkverzeichnis mit über 950 Nummern eindrucksvoll belegt, zu den produktivsten Komponisten des 19. Jahrhunderts. Einen besonderen Rang innerhalb dieses umfangreichen Oeuvres nimmt dabei das klavierbegleitete Sololied ein, für dessen Etablierung im Kanon der romantischen Kunstmusik Schubert einen wesentlichen Beitrag geleistet hat.
Als Franz Schubert im November 1828 im Alter von nur 31 Jahren verstarb, ging sein kompositorischer Nachlass zunächst an seinen älteren Bruder Ferdinand (1794-1859) über. Dieser sichtete und ordnete die Manuskripte, wobei er als eine Art Echtheitsbezeugung vielfach eine Paraphe “Schmp” (“mp” für “manu propria”) vermerkte. Schon bald darauf verkaufte Ferdinand Schubert dann größere Teile des Nachlasses an verschiedene Wiener Verleger wie Tobias Haslinger, Joseph Czerny und insbesondere Anton Diabelli, der 1830 in einer Wiener Zeitung annoncierte, dass er “den gesammten Nachlass” Schuberts erworben habe. Tatsächlich hat Ferdinand Schubert aber auch damals nur einen Teil der Autographen seines Bruders veräußert, während er andere Quellen zunächst behielt und erst später an verschiedene Sammler verkaufte.
Die umfangreichste Sammlung von Schubert-Autographen befindet sich heute in der Musiksammlung der Wienbibliothek im Rathaus, die fast 350 Originalmanuskripte ihr Eigen nennt; daneben besitzt auch die Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek Wien eine große Zahl an Eigenschriften des Komponisten. Demgegenüber nehmen sich die rund 60 Schubert-Autographe (mit etwa 125 überlieferten Werken) in der Musikabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin zahlenmäßig eher bescheiden aus. Gleichwohl umfasst auch diese Sammlung zentrale Quellen wie ein Heft mit 16 Goethe-Liedern in Reinschrift, das Schubert im Jahr 1816 an den Dichterfürsten sandte (und das dieser kommentarlos zurückgeschickt hat), das Autograph der Messe Es-Dur D 950 aus Schuberts letztem Lebensjahr 1828 und eine der beiden “Ouvertüren im italienischen Stil” D 591 (das einst ebenfalls in Berlin verwahrte Autograph der Sinfonie Nr. 5 B-Dur D 485 befindet sich infolge kriegsbedingter Verlagerungen seit 1945 in Verwahrung der Biblioteka Jagiellonska in Krakau / Polen). Ferner liegen bei etlichen Liedern, die in mehreren Fassungen überliefert sind, sowohl in Wien als auch in Berlin Manuskripte vor.
Angesichts des vielfach komplementären Verhältnisses der Wiener und Berliner Bestände beteiligt sich die Staatsbibliothek zu Berlin an dem Portal Schubert online, das bereits seit einigen Jahren die Wiener Quellen online zugänglich macht und durch die Beteiligung der SBB und weiterer Bibliotheken nach und nach zu einem zentralen Anlaufpunkt für das virtuelle Studium der Eigenschriften Franz Schuberts ausgebaut werden soll.
Abbildung: Franz Schubert: Erlkönig, D 328. Autographe Reinschrift im Liederheft für Johann Wolfgang von Goethe (D-B Mus.ms.autogr. Schubert, F. 1, p. 25. RISM ID no. 464000243)
Teile des Textes wurden mit freundlicher Genehmigung von der Schubert Online Projektseite der SBB übernommen.
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