Die Turteltaube

Thursday, February 13, 2020

Morgen ist Valentinstag! Die Turteltaube (Streptopelia turtur) ist in vielen Kulturen ein altes Symbol für Liebe, Hingabe und Zuneigung. Der Vogel macht ein unverwechselbar gurrendes Geräusch und ist bekannt dafür, dass er seinem Partner treu ist. Mittelalterliche Leser des Physiologus wussten um die Treue des Vogels: Beim Tod eines Gefährten sehnt sich die überlebende Taube „in jedem Augenblick nach dem Verlorenen und wartet auf ihn und bleibt so in Erinnerung und Sehnsucht nach ihm bis zum Tod“. Diese Treue findet sich in Shakespeares The Winter’s Tale wieder: „Wie Schildkrötenpaare, die sich nie trennen wollen”. Der liebliche Aspekt taucht sogar auf einem dekorativen englischen Fingerhut aus dem 17. Jahrhundert auf, auf dem der Satz „be true in love as a turtle dove” eingraviert ist. Ist das nicht romantisch!

Es ist nicht überraschend, dass die Turteltauben im Laufe der Zeit ihren Weg in die Musik finden. Das Lied „Twelve Days of Christmas” enthält bekanntlich „zwei Turteltauben” in seiner Liste. In RISM wird das sanfte Schnurren des Vogels in einem Rondo von James Hook und dem anonymen Lied „Cooing of the turtle dove” herausgebracht. Ludwig van Beethoven, wenn Sie seine Handschrift in diesem autographen Manuskript lesen können, beginnt „Die laute Klage” mit den Worten „Turteltaube, du klagest so laut”. Die Sehnsucht, die die einsame Taube empfindet, kommt in dem Oratorium „Die betrübte und nach ihrem Geliebten seufzende Turteltaube” zum Ausdruck, das auch die religiöse Symbolik der Taube deutlich macht. Die französische Tourterelle ist ein Andachtsvogel in Orlando di Lassos „Comme la tourterelle languit jusqu’a la mort” und im anonymen „Comme la tourterelle fidèle à son amour”.

Die Turteltaube ist bei uns in Deutschland der Vogel des Jahres 2020, gewählt vom Naturschutzbund Deutschland. Leider ist die Sichtung des Vogels in Europa heute nicht mehr so häufig wie früher, was auf den Verlust von Lebensraum und die illegale Jagd zurückzuführen ist. Es ist notwendig, sich des bedrohten Erhaltungsstatus dieses sanften Liebessymbols bewusst zu werden.

Abbildungen: Seite aus Sebastian Knüpfer, “Die Turteltaube lässet sich hören” (Manuskript, ca. 1683). Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek (SLUB) (D-Dl) Mus.1825-E-518. RISM ID no. 211004692. Online verfügbar.

Fotografie einer Turteltaube von Revital Salomon (Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0).

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Kategorie: Veranstaltungen


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