Konferenzbericht aus Warschau: Das Musikrepertoire der Gesellschaft Jesu in der Polnisch-Litauischen Adelsrepublik (1565-1773)

Friday, February 19, 2016

Vom 5. bis 6. Februar 2016 besuchte unser RISM-Mitarbeiter Guido Kraus an der Warschauer Universitätsbibliothek die internationale musikwissenschaftliche Konferenz zum Projekt „Das Musikrepertoire der Gesellschaft Jesu in der Polnisch-Litauischen Adelsrepublik (1565-1773). Quellen - Edieren - Katalogisieren“. Veranstalter war das Musikwissenschaftliche Institut der Universität Warschau. Projektleiter ist dr hab. Tomasz Jeż.

Das RISM ist Partner dieses Projektes. Es stellt sein Erfassungsprogramm Kallisto für die Katalogisierung von Musikquellen zur Verfügung und publiziert die Katalogisate später in seinem Online-Katalog. Im heutigen Polen sind nur noch zwei musikalische Quellenbestände jesuitischer Provenienz vollständig erhalten: Es ist zum einen der Bestand Heilige Linde aus Ostpreußen, der heute in der Biblioteka Bobolanum verwahrt wird (RISM-Bibliothekssigel: PL-ŚLj heute in: PL-Wb) und der Bestand der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt aus Glatz (RISM-Bibliothekssigel: PL-KŁwnm). Eine dritte zum größten Teil erhaltene Sammlung stammt ursprünglich aus dem ostpreußischen Braunsberg und befindet sich heute in der Universitätsbibliothek Uppsala (RISM-Bibliothekssigel: S-Uu). Kleinere Teilbestände aus Braunsberg verteilen sich aber auf weitere schwedische Bibliotheken, Einzelexemplare befinden sich sogar noch im heutigen Polen. Über ihren Verbleib wird im Verlaufe des Projektes noch berichtet werden. Zuständig hierfür ist unsere Warschauer Kollegin Agnieszka Leszczyńska.

Unter der Aufsicht von Ludmiła Sawicka werden die Bestände aus Heilige Linde, Glatz und Uppsala mit Hilfe des Katalogisierungsprogramms Kallisto für das RISM komplett erfasst. Unterstützt werden die Erfasser vom RISM-Mitarbeiter Guido Kraus, der auf der Konferenz das Erfassungsprogramm Kallisto vorgestellt hat und dabei besonders die Integration von Multimediadateien, Normdateien und standardisierten Registereinträgen im Katalogisat berücksichtigt hat. Weitere Teilbestände jesuitischer Provenienz befinden sich zum Beispiel noch in PL-Wu, PL-Kj und PL-SA und werden ebenfalls für das RISM katalogisiert.

Die kritische Quellenedition ist neben der Katalogisierung von Musikquellen die zweite Säule des Projektes. Hierfür ist unser Kollege Maciej Jochymczyk von der Jagiellonen-Universität in Krakau verantwortlich. Während der Konferenz wurde intensiv über die Editionsrichtlinien diskutiert.

Es entstehen darüberhinaus im Rahmen des Projektes musikwissenschaftliche Monographien. Frau Aleksandra Patalas aus Krakau schreibt über Asprilio Pacelli, Frau Jūratė Trilupaitienė über die Musiktraktate des litauischen Philosophen Sigismundus Lauxmin. Eine Chronik des Jesuitenkollegs von Wilnius, aus dem später die „Academia et Universitas Vilnensis Societatis Iesu“ hervorging, verfasst Frau Rasa Murauskaitė.

Das Projekt wird vom polnischen Wissenschaftsministerium im Rahmen des nationalen Programms für die Entwicklung der Geisteswissenschaften (Programmmodul Tradition 1a) finanziert. Es ist auf fünf Jahre hin angelegt.

Abbildung: Canisius in Wien, Ars Jesuitica (gemeinfrei).

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Kategorie: Veranstaltungen


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