Second IAML Congress Diary from Prague

Tuesday, August 23, 2022

We continue our reflections on the International Association of Music Libraries, Archives and Documentation Centres congress in Prague. Part one can be found here.

Von Guido Kraus:

Nach einer dreijährigen Pandemie bedingten Pause war es wieder soweit. Das internationale Musikbibliothekswesen gab sich ein Stelldichein in der historischen Metropole Prag ganz frei von Pandemiebeschränkungen. In meiner Erinnerung behalte ich die Erfahrung einer dichten und ereignisreichen Zeit, in deren Mittelpunkt neben all den musikalischen Ereignissen vor allem auch die vermissten sozialen Kontakte mit den vielen Kolleginnen und Kollegen aus Europa und Übersee standen.

Wie ereignet sich Musik auf einem IAML-Kongress? Natürlich in vielfältiger Form: Für Musikbibliothekare/innen und Musikolog/innen zunächst auf dem Papier. Es wird über Musik geschrieben und geredet. Viele Vortragsreihen fanden gleichzeitig statt. Sie hatten musikalische Quellen in all ihren Erscheinungsformen zum Thema; die singuläre Quelle kam zu ihrem Recht und ebenfalls ganze Bibliotheksbestände. Fragen des Musiklebens und der Musikwirtschaft fanden ihre Beachtung, Kulturräume wurden abgesteckt. Epochengrenzen spielten keine Rolle. Big data war im Fokus.

Aber was ist ein Kongress der Musikbibliothekare ohne Konzerte? Natürlich nichts. Fast jeder Abend war mit einem Konzertangebot ausgefüllt. Das akustische Ereignis eines Konzerts nach einem langen Tag auf Vorträgen oder Verbandskonferenzen, mit vielen Gesprächen in unterschiedlichen Weltsprachen war dann immer sehr wohltuend für den schweigenden Rezipienten. Die Konzerte boten zugleich Rekonvaleszenz und Kontemplation bei geistiger Anregung. Schließlich arbeitet der musikalische Verstand des Fachmanns auch im Konzert. Besonders hervorheben möchte ich das Konzert des Prager Epoque Quartet und das Konzert der Capella Regia Musicalis, die beide einen breiten Querschnitt tschechischer Musik aus vielen Epochen und Stilen darboten, Bekanntes und Unbekanntes.

Viele bemerkenswerte Veranstaltungen können an dieser Stelle nicht aufgelistet werden. Doch möchte ich auf einige wenige hinweisen. Das RISM und seine Projekte waren an mehreren Tagen Thema:
Am Montagnachmittag der IAML-Woche besuchte ich die Vorträge über Musikdokumentation des Forum of Sections, in denen RISM-Projekte eine Hauptrolle spielten. Unsere Kollegin Miriam Das Lehotska von der slowakischen RISM-Arbeitsgruppe, deren Arbeit ich schon so viele Jahre begleite, gab einen Überblick über die Entwicklungen der letzten Zeit mit einem Blick in die Zukunft, in der die Katalogisierung historischer Musikquellen im Vordergrund steht.

Unsere Kolleg*innen von RISM Griechenland stellten ihr Projekt im Rahmen der RISM Serie C vor, das nun nach drei Jahren seinen Abschluss fand. Sie entwickelten ein „Instruction manual for institutional authority records in MUSCAT“. Anhand eigener vieler Dutzend Bibliothekseinträge in der RISM-Normdatei für Institutionen haben sie ganz praktisch aufgezeigt, wie solche Einträge hergestellt werden sollten. Diesen Anfang wollen wir mit weiteren RISM-Arbeitsgruppen fortsetzen und so für eine Aktualisierung der RISM-Bibliothekssigel sorgen.

Am Mittwochmorgen stand die Arbeit der tschechischen Kolleginnen und Kollegen Z. Petrášková, V. Kapsa, V. Maňas und J. Spáčilová im Fokus, die neben ihrer Katalogisierungsarbeit für das RISM an thematischen Katalogen von Bibliotheksbeständen und Werkverzeichnissen von Komponisten arbeiten. Etwas Besonderes ist die Dokumentation und Erforschung von historischen Musikinventaren, deren Katalogisierung in MUSCAT ermöglicht werden wird. Denn zum Teil sind Inventare die letzten Nachweise für verlorene Bestände.

Der Nachmittag war für eine Gruppen-Exkursion reserviert, die uns an das Tschechische Museum für Musik führte. Das Musikmuseum verfügt über zwei besondere Bestände. Zum einen ist es die sehr umfangreiche Sammlung für Musikinstrumente und zum anderen die Sammlung historischen Notenmaterials - Manuskripte und Drucke aus böhmischen Beständen. Die Führung durch die Instrumentensammlung war sehr „anschaulich“. Drei Musiker*innen spielten auf historischen Klavieren und Violinen sowie auf einem Sechsteltonharmonium, das 1936 im böhmischen Jiříkov von der Firma August Förster auf Anregung Alois Habas hergestellt wurde.

Der frühe Freitagmorgen war ebenfalls für das RISM reserviert. B. Mikusi gab einen Bericht über die erfolgreichen Arbeitsergebnisse der RISM-Zentralredaktion und der RISM-Arbeitsgruppen ab, während die Kollegen der Bayerischen Staatsbibliothek München und vom RISM Digital Center Bern ihre neuesten Entwicklungen an den RISM Online-Katalogen präsentierten.

Am Nachmittag referierte Frau M. Joao Albuquerque von der Universität Lissabon über „unsichtbare“ Musikverlegerinnen im Portugal des 19. Jahrhunderts, die als Witwen versuchten, die Verlagsgeschäfte ihrer verstorbenen Männer weiterzuführen unter dem strikten Reglement männlicher Ständevertreter, die die Sichtbarkeit von Frauen im Verlagsgeschäft unterbanden.

Nach dem Kongress stand der RISM Day im Fokus, für den der ganze Samstag an der tschechischen Nationalbibliothek reserviert war. Doch hierzu an anderer Stelle mehr. Ganz zufrieden reiste ich am Sonntag wieder ab und zehre sicher noch sehr lange von den Erinnerungen an eine intensive Woche unter meinen Kolleginnen und Kollegen.

Nationalmuseum

By Balázs Mikusi:

A legutóbbi két “élő” IAML-kongresszus közé ékelődő váratlanul hosszú szünet a magam személyes és szakmai életében is jelentős változást hozott: míg 2019-ben még a Országos Széchényi Könyvtár Zeneműtárát képviseltem, Budapestről érkezve Krakkóba, az idei prágai eseményen már a RISM frankfurti központjának igazgatójaként vehettem részt. A RISM-öt három évtizeden át vezető Klaus Keil eredeti tervei szerint az “őrségváltást” a (végül elhalasztott) 2020-as kongresszushoz kapcsolódó “RISM Day” tette volna emlékezetessé, alkalmat adva az ő méltó búcsújára és az én személyes bemutatkozásomra a RISM ügyeit szívén viselő szűkebb szakmai közösség előtt. Mindennek tudatában különös örömet jelentett számomra, hogy 2022-ben végül is sikerült megvalósítanunk e tervet, bárha némileg módosított formában, hiszen a kétéves csúszás folytán immár én mint regnáló igazgató hívhattam meg Klaus Keilt díszvendégként az idei eseményre. Reményeim szerint valamennyi jelenvolt hasznosnak érezhette ezt a különleges RISM-napot, amelynek keretében több mint 40 résztvevő cserélt eszmét a napi katalogizálás “best practice” részleteiről vagy éppen a jövőt érintő átfogóbb, stratégiai kérdésekről. E tekintetben pedig a “RISM Day” méltó nyitánya volt a Répertoire International des Sources Musicales alapításának 70. évfordulójáról megemlékező eseménysorozatnak is, amely a jövő héten az International Musicological Society athéni kongresszusán folytatódik majd, s a mainzi Akadémián október elején megrendezendő saját “Musical Sources: Past and Future” konferenciánkkal éri majd el csúcspontját.

The unusually long break between the two in-person IAML congresses of 2019 and 2022, respectively, accidentally marked a big change in my personal and professional life as well. While in Kraków I was still participating as head of music of the National Széchényi Library in Budapest, this time I was already representing the RISM Editorial Center of Frankfurt. Indeed, according to the original plans of Klaus Keil, long-term director of the RISM Zentralredaktion, the 2020 Prague congress should have marked the changing of the guard: his farewell after three decades of service and my introduction to the larger RISM community as part of a special RISM Day appended to the IAML congress. With all that in mind it proved a special pleasure for me that we could now make up for those plans, after all, even if with a twist: due to the two-year delay it was me, the active director, who could invite Mr. Keil as a special guest to our 2022 event. I hope all of our guests shared my impression that the RISM Day proved a great success with over 40 participants and a good deal of fruitful discussion about matters ranging from tiny “best practice” details of cataloguing to larger strategic issues. In this sense, the occasion certainly proved a worthy overture to the series of events marking RISM’s 70-year anniversary, which is about to continue next week at the quinquennial IMS congress in Athens and in early October at our own “Musical Sources: Past and Future” conference to be held at the Academy of Sciences and Literature in Mainz.

RISM Day

All photographs courtesy of the authors.

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Category: Events


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